Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§§ 196—197.) 181 
keinerlei hohen Leistung kann es die Aufspritzung oder Aufpinselung 
flüssigen Thonschlammes bringen. Zu ersterer diente eine Art Trichter 
(Malhorn, franz. barbotine). 1 ) Diese Art (en barbotine) kommt in römischer 
Zeit vor und erzielt bei Anwendung weisser Farbe eine einfache Poly- 
chromie. 2 ) Älter ist die Herstellung von flachen Reliefs mittelst des 
Modelliersteckens, doch müssen diese fast stets durch Farbe hervorgehoben 
werden. Diese Art erscheint nach meiner Ansicht schon im 7./6. Jahr 
hundert, 3 ) dann vereinzelt an einer rotfigurigen Akropolisscherbe des Hip- 
paichmos, öfter zur Zeit des malerischen Stils. Als Beispiel sei die präch 
tige Petersburger Yase Nr. 525, die aus Cumae kam, genannt. 4 ) 
Litteratur: Mazard, sur les poteries samiennes, B. des antiquaires de la France 
1884 S. 278 ff.; Gefässe mit Inschriften in Relief: An. de Barthelemy, Ga. III 172 ff.; 
Sittl, die Phineusschale und ähnliche Vasen mit bemalten Flachreliefs, Würzburg 1892 
(das Innenbild, Silenmaske, ist zweifellos Relief). 
197, In den gebrannten Thon kann man mit einem spitzigen Instru 
mente gravieren (z. B. in Hissarlyk, Cypern, Etrurien, Oberitalien und dem 
Norden), doch bringt dies kein deutliches Bild hervor. Es muss die Farbe 
hinzukommen, was am einfachsten so geschieht, dass die Furchen damit 
ausgefüllt werden, z. B. bei dunklem Grund mit weisser Kreide 5 ) und bei 
hellem mit Graphit. Bequemer jedoch malte der Töpfer die Farbe mit 
Pinsel auf den gebrannten Thon; 6 ) aber als die Erfahrung lehrte, dass sie 
so nicht haltbar sei, schritt er zum Brennen der Farben vor, indem er 
auf den Thon vor dem Brennen malte. Die Orientalen haben infolge ihrer 
Vorliebe für alles Leuchtende die Emailfarbe vorgezogen, doch auch diese 
lieber in grösserem Massstabe an Wandfliesen angewendet. 
Die Vasenmalerei weist bei genauerer Betrachtung wesentliche 
Unterschiede auf. Wir finden z. B. hinsichtlich des Verhältnisses zu den 
ebenbenannten Verfahren bemalte Reliefs, Malerei in Verbindung mit Gra 
vierung a) der Konturen und Einzelheiten b) nur der letzteren, ferner 
Malerei mit Federzeichnung in der gleichen Abstufung und endlich die 
reine Pinselmalerei, das rascheste und billigste Verfahren. 
Was die Farbe selbst anlangt, so soll sie nicht naturgetreu sein, 
sondern entweder zum Firniss oder Thon stimmen oder damit kontrastieren. 
An die beliebten Glasuren erinnern die blauen Ornamente der ägyptischen 
Vasen von Gurob und Tell-el-Amarna. Die halbglasierten Gefässe von 
Naukratis und Rhodos haben Scharlach oder Purpur und Weiss (?) auf 
Graubraun. 7 ) Zu den gelblichen Nüancen des Thones, wie ihn die Vasen 
des geometrischen, orientalischen, korinthischen und chalkidischen Stiles 
zeigen, passen Braun, 8 ) Schwarz und Rot. Wegen der Natürlichkeit 
der Farbenstimmung kommen solche hellbraune Gefässe mit schwarzer 
J ) Hefner S. 51 ff. m. T. 4,12.18; Brong- 
niart T. 29, 1—4. 
2 ) Gefässe in Speier; ebend. bespritzte 
Ziegel. 
3 ) Schildzeichen plastisch: Hartwig, 
Meisterschalen S. 629 A. 2; über anderes, 
wobei auch die Vergoldung hereinspielt, s. 
dens. S. 244. 248. 250. 868. 494. 
4 ) CR. 1862 T. 8 u. ö. 
5 ) Z. B. erste Schicht von Hissarlyk, 
Rivnäc und Teplitz in Böhmen. 
6 ) Wie in Ägypten, doch besteht dort 
die Verzierung nur in einigen Streifen. 
7 ) Biliottis Samml. Nr. 2 — 8; Hydria 
aus der Polledrara: Micali, mon. in. T. 4. 
8 ) Farbige Abb. z. B. bei Conze, An 
fänge T. 8. Das dunkle Violettbraun der 
Vasen von Dhimim und Sesklo (Ath. Mitt. 
9, 116) ist kaum die ursprüngliche Farbe.
	        
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