Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap, VI. Materialien und Technik des Kunstgewerbes. (§§ 190—191.) 169 
Die Kunst in der Arbeit ist ihrer niedersten Form nach Geschicklich 
keit, beruht also auf der technischen Gewandtheit in der Behandlung 
des Materials; die eigentliche Kunst bethätigt sich aber in der schönen 
Form, welche nicht unmittelbar aus dem praktischen Bedürfnisse ent 
sprungen ist, und in der Verzierung des Gegenstandes. Die einfachste 
Gestalt der letzteren besteht in geometrischen Figuren und Naturgebilden 
(Ornamentik). Aus diesen Grundzügen ergibt sich die Disposition der 
folgenden Auseinandersetzung. 
Litteratur: Br. Bücher, Geschichte der technischen Künste I. (Email, Mosaik, 
Miniaturmalerei, Glyptik), Stuttg. 1875, II. (Goldschmiedekunst), 1886, m. Abb.; ders., Real 
lexikon der Kunstgewerbe, Wien 1888; Bild er werke, worin das Altertum freilich Neben 
sache ist: J. Labarte, hist, des arts industriels, Paris 1864—66, 4 Bde. Text, 2 Bde. Tafeln; 
Ch. Lotjaxdke, les arts somptuaires, Paris 1857—58, 2 Bde. Text und 2 Bde. Tafeln (mit 
dem 5. Jahrli. n. Chr. beginnend); Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker, her. v. der 
k. preuss. techn. Deputation f. Gewerbe; periodisch: Der Formenschatz, von G. Hibth, 
München 1879 ff. - Museen: die erste Weltausstellung von 1851 hatte die sofortige Grün 
dung des South Kensington Museum in London zur Folge, für‘welches eine Reihe von 
Handbüchern ausgegehen sind: Westwood, a descriptive cat. of the fictile ivories in the 
S. K. M., London 1876; W. Maskell, description of the ivories ancient and mediaeval in 
the S. K. M., m. 24 T., verkürzt ancient and mediaeval carved ivories 1872; Cole, de- 
script. cat. of tapestry, woven and embroidered egypt. textiles in S. K. M., 1887. Ihm 
zunächst stehen das „österreichische Museum für Kunst und Industrie“ in Wien (vgl. Eitel 
berger v. Edelberg, gesammelte kunsthistorische Schriften 2, 81 ff. 180 ff.; periodische 
„Mitteilungen“ N. F. 1886 ff.; Masner, die Sammlung antiker Vasen und Terrakotten im 
k. k. Österreich. Museum für Kunst und Industrie, Wien 1891, m. 11 T.), das Berliner 
Kunstgewerbemuseum und das Pariser Musee des arts decoratifs. Weniger bedeutend sind 
die Kunstgewerbe- beziehungsweise Gewerbemuseen in Bonn, Dresden, Düsseldorf, Halle, 
Kaiserslautern, Nürnberg, Strassburg und Stuttgart, in Brünn, Budapesth (de Radisics de 
Kutas et M. C. Herpka, cat. des reprod. galvanoplast. du musee des arts decoratifs hongrois, 
B. o. J. m. Abb.), Olmiitz, Pilsen, Prag und Reichenherg, zu Florenz, Rom (Ztsch. f. bild. 
K. 1891 S. 89 ff.) und Venedig (Museo Correr: E. Molinier, Venise, ses arts decoratifs, ses 
musees et ses collections, Paris 1889, m. 207 Abb.; V. Lazari, notizia delle opere d’arte et 
d’antichitä della raccolta C. di V., V. 1859), im Pariser Hotel de Cluny (Cat. des objets 
d’art de Fant. etc. exposes au Musee des Thermes et de l’H. de C., Paris 1852), in Lyon, 
London (Sydenliam Museum) und Edinburgh. In diesen Sammlungen stehen die antiken 
Erzeugnisse gegenüber den neueren zwar zurück, sind aber doch nicht ausgeschlossen und 
erfahren durch letztere mannigfache Erläuterung. 
Ähnlich steht es mit den zahlreichen Zeitschriften, wie Kunstgewerbeblatt (Lpg. 
1885 ff., N. F. 1890 ff., zur „Ztsch. f. bildende Kunst“ gehörig), Revue de arts decoratifs 
1880 ff., Art italien döcoratif et industriel, Venedig 1891 ff. u. A. 
191. Da Material und Technik sich wechselseitig bedingen, können 
sie nicht von einander getrennt werden. Aber die Bedeutung der Gegen 
stände ist so verschieden, dass abgesehen von dem Gegensatz des Kunst 
handwerks und der eigentlichen Kunst eine weitere Sonderung bezüglich 
der Bauwerke eintreten muss. Denn wenn auch der Architekt an sich 
kein Küntler ist, braucht doch der Unterschied zwischen den stehenden, 
ansehnlichen Bauten und den beweglichen kleinen Anticaglien nicht des 
nähern auseinander gesetzt zu werden. Wir wollen also zunächst von dem 
Kunstgewerbe im engeren Sinne reden und hiebei mit den Materialien und 
der Technik beginnen. Was die alten Meister über letztere gelehrt, ist 
verschollen; erst in der Zeit Karls des Grossen begann man Recepten- 
bücher der Byzantiner, welche damals dem Abendlande durch treue Fort 
setzung der alten Fertigkeiten sich weit überlegen zeigten, in das Latei 
nische zu übersetzen, was ihren Untergang verhinderte; von dieser Art 
sind die anonymen Compositiones aus der Zeit Karls des Grossen und be-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.