Drittes Rapitel.
Die Eisenbahnen des westlichen Kriegsschauplatzes
während des Bewegungskrieges J9J4.
(Karte 4.)
J. Die Zerstörung der belgischen und französischen Eisenbahnen.
Die von der deutschen Westgrenze nach Belgien und Frankreich
führenden Eisenbahnen waren infolge der Eigenart des hügeligen, von
zahlreichen Flußabschnitten durchzogenen Geländes an Kunstbauten außer¬
ordentlich reich und daher leicht verletzbar. Dem Feinde bot sich hierdurch
beim deutschen Vormarsch die Möglichkeit gründlicher Zerstörung, die bei
der Zahl und Größe der vorhandenen Cisenbahnkunstbauten zum Teil von
nachhaltigster Wirkung war. Nur wo es gelang, die Bahnen überraschend
in Besitz zu nehmen, konnte der Gegner an der Ausführung größerer
Sprengungen verhindert werden.
Im allgemeinen beschränkten sich die feindlichen Zerstörungen auf die
großen Kun st bauten, wobei an den Brücken meist die Pfeiler und
Überbauten gesprengt und bei den Tunneln Zerstörungen im Innern sowie
Verschüttungen der Eingänge erfolgt waren. Die Gleisanlagen blieben in
der Regel unversehrt, dagegen fanden sich an den Signal-, Stellwerks-,
Telegraphen- und Fernsprecheinrichtungen sowie den Wasserstationen erheb¬
liche Beschädigungen, die allerdings zum Teil auf nicht immer verständnis¬
volle Maßnahmen der eigenen Truppe zurückgeführt werden mußten.
Die zu Beginn des deutschen Vormarsches an den
belgischen Bahnen vorgefundenen Zerstörungen waren gering, da bei
dem raschen Vorgehen dem Gegner keine Zeit zur Ausführung größerer Zer¬
störungsmaßnahmen blieb. Sie beschränkten sich in den belgischen Grenz¬
gebieten fast ausschließlich auf wenige unbedeutende Gleisunterbrechungen,
auf Beschädigungen der Fernsprech- und Telegraphenleitungen sowie auf
Tunnelsperrungen, die in einfachster Form durch Zusammenfahren von
Lokomotiven und Wagen erfolgten. Nur derTunnelbeitzombourg
an der Strecke Bleyberg—Vattice, der Tunnel südlich Trois-
Ponts sowie die Brücke über die Ourthe bei Melreux
waren gründlicher zerstört und erforderten größere Wiederherstellungs¬
arbeiten. Alle übrigen in den belgischen Grenzgebieten vorgefundenen
Beschädigungen der Eisenbahnen ließen sich in kurzer Zeit mit einfachen.