Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen bei Mobilmachung und Aufmarsch. 
meist angewandte Beförderung mit den langsam verkehrenden Lokalzügen 
nicht überall, da die Milch bei langer Fahrtdauer und großer Hitze leicht 
dem Verderben ausgesetzt war. 
Bei einer Reihe von Großstädten machte sich schon frühzeitig das 
Bedürfnis nach Zufuhr von Lebensmitteln, insbesondere von 
Schlachtvieh, Salz, Kartoffeln, Mehl und Zucker, fühlbar. Zum Teil 
waren die Anforderungen hierfür unmittelbar an die Stellvertretende Cisen- 
bahnabteilung gerichtet, zum Teil wurden sie von dem Reichsamt des 
Innern, an das sich zahlreiche Stellen mit ihren Wünschen wandten, dort¬ 
hin abgegeben. Über die zu vielen Hunderten eingehenden Anträge entschied 
in der ersten Zeit die Cisenbahnabteilung auf Grund der Transportlage 
und der Dringlichkeit, später wurde den Linienkommandanturen die Ent¬ 
scheidung über die Zulassung übertragen. Schwierigkeiten bei der Durch¬ 
führung dieser Lebensmittelzüge ergaben sich vereinzelt nur in den westlichen 
Grenzgebieten, wo die Bahnen von militärischen Transporten stark belegt 
waren. Im übrigen ließen sich alle Beförderungswünsche durch Einlegen 
von Sonderzügen fast stets erfüllen. 
Bei den Anträgen auf Beförderung von Schlachtvieh mußten 
mehrfach Transporte, z. V. Viehsendungen vom Ruhrgebiete nach den 
Reichslanden, abgelehnt werden, da es unzweckmäßig erschien, den in 
einzelnen Gegenden auftretenden Mangel durch Zufuhr aus anderen 
Bedarfsgebieten zu decken. Auffallend war die schon in den allerersten 
Tagen eingehende große Zahl von Anträgen auf Lieferung von Salz. So 
wurde am 5. August von Trier, Diedenhofen, Saarbrücken, Düffeldorf, 
Effen und Frankfurt a. O., am folgenden Tage für das Elsaß, wo be¬ 
sonders großer Mangel herrschte, die Heranführung größerer Salzmengen 
gefordert. Ähnlich ungünstig lagen die Verhältnisse bei der K a r t o f f e l - 
Versorgung, da Vorbereitungen für eine Verteilung der Überschüsse 
zugunsten kartoffelarmer Gegenden nicht getroffen waren. Bereits am 
2. August wandten sich Oberbürgermeister und Handelskammer von Düffel¬ 
dorf an die Cisenbahnabteilung mit dem dringenden Ersuchen, wegen Sper¬ 
rung der Einfuhr aus Belgien und Holland Kartoffeln mit Cilzügen aus 
Hannover und Sachsen zuzuführen. Nachdem in den ersten Tagen über zahl¬ 
reiche ähnliche Anträge einzeln entschieden worden war, wurden am 8. August 
allgemeine Bestimmungen über die Kartoffelversorgung getroffen. Danach 
ordnete der Chef des Feldeisenbahnwesens auf Grund der vom Verbände 
deutscher Kartoffelinteressenten festgestellten Lieferfähigkeit der Hauptproduk¬ 
tionsgebiete und der vom Reichsamt des Innern mitgeteilten Vedarfsorte 
die notwendige Kartoffelzufuhr durch unmittelbare Anweisung der Linien¬ 
kommandanturen an. Auch nach anderen Lebensmitteln, vor allem nach
	        
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