Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen bei Mobilmachung und Aufmarsch. 
zahl der übrigen Transporte, die in der Hauptsache die Zuführung der 
eingezogenen Mannschaften und ausgehobenen Pferde nach den Mobil* 
machungs- und Formierungsorten der Truppenteile umfaßten, war dies 
ausgeschlossen. Sie bedingten eine umfangreiche, in ihrem Lauf und in 
ihrer Stärke völlig unregelmäßige Mannschaftsbewegung vornehmlich aus 
den Großstädten und den volkreichen westlichen Industriegebieten nach dem 
Osten und große Pferdetransporte aus dem Osten und Norden des Reiches 
nach Mittel- und Süddeutschland. Nachteilig wirkten hierbei die außer¬ 
ordentlich ungleichmäßige Verteilung der Bevölkerung, das Vorhandensein 
einseitig landwirtschaftlich oder industriell entwickelter Produktionsgebiete 
sowie die aus ihrer Lage sich ergebenden langen Beförderungswege. So 
wurden den Grenzkorps im Osten im Laufe der ersten sechs Mobilmachungs¬ 
tage über 148 000 Mann, hauptsächlich aus der Rheingegend und aus 
Berlin, überwiesen. Fm gleichen Zeitraum erhielten das XV., XVI. und 
XXI. Armeekorps an der Westgrenze und die in ihrem Bereich liegenden 
Festungen nahezu 112 000 Mann und 23 000 Pferde mit der Bahn 
zugeführt. Für das Gardekorps, das sich aus seinen über das ganze Reich 
verstreuten Ersatzmannschaften ergänzte, bildete die Mobilmachung eine 
besondere Erschwernis, da für die von ihm aufzustellenden Verbände aus 
fast allen Teilen des Reiches, hauptsächlich aber aus Westfalen, etwa 
68 000 Crgänzungsmannschaften nach Berlin gefahren werden mußten. 
Daneben war im Frieden die Abbeförderung einer großen Zahl von 
Offizieren, Mannschaften und Pferden vorzubereiten, die im Mobil¬ 
machungsfalle von ihren Kommandos zu militärischen Anstalten oder Lehr- 
instituten zurückkehrten oder infolge ihrer Mobilmachungsbestimmung zu 
anderen Behörden oder Truppenteilen übertraten. 
Besonders schwierig gestalteten sich die Vorarbeiten für den Ab¬ 
transport der ostpreußischen Gestüte und Remontedepots, deren wertvolle 
Pferdebestände im Falle eines Krieges möglichst frühzeitig nach dem 
Landesinnern überführt werden sollten. Die Bearbeitung erfolgte derart, 
daß die Transporte wenige Stunden nach Ausspruch drohender Kriegs¬ 
gefahr oder nach erfolgter Mobilmachung innerhalb 24 Stunden abrollen 
konnten. Weitere Vorbereitungen waren für die Abbeförderung der zahl¬ 
reichen, vorwiegend in Mittel- und Norddeutschland beschäftigten öster¬ 
reichisch-ungarischen Wanderarbeiter getroffen. Für ihren Abtransport 
wurden bestimmte Linien festgelegt und Zugverbindungen im Friedens¬ 
und Militärfahrplan freigehalten. 
Einen breiten Raum bei der Vorbereitung der Mobilmachungstrans¬ 
portbewegung nahmen ferner die Materialtransporte ein. Sie umfaßten 
hauptsächlich die Armierungstransporte der Festungen, dre Brennstoff-
	        
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