Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen bei Mobilmachung und Aufmarsch. 
stützung aus Reichsmitteln zu finden. Cs entstanden eine Reihe wichtiger 
Cisenbahnbauten, die vornehmlich der Vermehrung der Rhein-Brücken und 
ihrer Anschlußstrecken nach den Grenzgebieten dienten. Im besonderen 
richteten sich die Ausbaubestrebungen auf günstigere Ausgestaltung der Ver¬ 
bindungen zwischen Clsaß-Lothringen und dem Reiche, um die Aufmarsch- 
verhältnisie in den neugewonnenen Grenzlanden zu verbessern. 
Die weitere Entwicklung der deutschen Eisenbahnen konnte den nrilt-- 
tärischerseits gestellten Forderungen um so leichter Rechnung tragen, als 
der wirtschaftliche Aufschwung des Reiches im öffentlichen Ver¬ 
kehrsinteresse zahlreiche Reu- und Crgänzungsbauten entstehen ließ, die in 
gleicher Weise den Bedürfnissen des Heeres für den Kriegsfall zugute 
kamen. Im besonderen führten die im Westen Deutschlands und in Ober¬ 
schlesien sich entwickelnden großen Industriebezirke zu einem leistungs¬ 
fähigen Ausbau der Bahnen der dortigen Grenzgebiete und ihrer Zubringer¬ 
linien. 
Erleichtert wurde diese Entwicklung durch die in den achtziger Jahren 
erfolgte Überleitung der Mehrzahl der bisher vorhandenen Privat¬ 
bahnen in Staatsbesitz, wodurch beim Ausbau des Vahnnetzes die 
Möglichkeit erhöhten Einflusses zur Wahrnehmung der militärischen Be¬ 
lange erreicht wurde. Trotzdem blieb der Nachteil bestehen, daß bei allen im 
Frieden auftauchenden militärischen Ausbaufragen eine Verständigung der 
Reichsbehörden mit den bundesstaatlichen Verwaltungen herbeigeführt 
werden mußte, und daß das Reich hierbei zum großen Teil auf das Ent¬ 
gegenkommen der Bundesstaaten angewiesen war. Diese lehnten es auch 
bei günstigem Stande der Eisenbahnüberschüsie meist ab, die Kosten selbst 
für geringfügige, militärischerseits geforderte Leistungen zu übernehmen, 
sofern sie das Friedensverkehrsbedürfnis überschritten. Das Reich mußte 
daher für die von der Heeresverwaltung geforderten Ausbauten Zuschüffe 
bewilligen, deren Höhe in jedem Falle besonderer Vereinbarung unterlag. 
Diese der Wahrung bundesstaatlicher Sonderintereffen entspringenden Um¬ 
stände wirkten bei den beschränkten Mitteln des Reiches hemmend auf 
einen planmäßigen und großzügigen Ausbau des Vahnnetzes für Zwecke 
der Landesverteidigung. 
Der mit Unterstützung des Reiches geförderte Ausbau der Eisenbahnen 
umfaßte hauptsächlich die Herstellung neuer Linien zur Gewinnung weiterer 
Transportstraßen, die Anlage zweiter Gleise, die Erhöhung der Leistungs¬ 
fähigkeit bestehender Strecken durch Vermehrung der Zugfolge- und Aus¬ 
weichstellen sowie die Ausführung von Verbindungsbogen zwischen wich- 
ttgen Linien zur Umgehung stark belasteter Bahnhöfe. Die hierzu an¬ 
geforderten Reichsmittel fanden stets ohne Schwierigkeit Bewilligung.
	        
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