Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Wiederherstellung und Betrieb der in Polen besetzten Bahnen. 
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Die Leistung betrug bis zum 2. Dezember durchschnittlich 200 t Ver¬ 
pflegung sowie Munition und erhöhte sich im Laufe des Monats auf 
etwa 5601. 
Der Betrieb wickelte sich von Anfang an recht schwierig ab. Die 
meisten Störungen entstanden vorwärts Lubranjez, wo außerordentlich 
welliges, von zahlreichen Kuppen und steilen Hängen durchsetztes Gelände 
ohne ausgesprochene Talrichtung zu durchschreiten war, so daß die gewählte 
Linienführung bei der Schnelligkeit des Baues den Forderungen günstiger 
Vetriebsführung nicht überall entsprach. Hierzu kam die sumpfige Be¬ 
schaffenheit der tiefer gelegenen Stellen und die Ansicherheit des schweren 
Mbenbodens, der bei dem anfangs herrschenden Frost zuverlässig und fest 
erschien, bei dem später eintretenden Tauwetter sich aber weich und nach¬ 
giebig erwies. Da infolge der geforderten Beschleunigung des Baues 
das Gleis bei der zunächst günstigen Witterung ohne Bettung 
verlegt und mit dem vorhandenen Boden unterfüllt wurde, trat 
später bei dem plötzlich einsetzenden Regen- und Tauwetter eine äußerst 
unsichere Gleislage ein. Oft versanken die Schienen vollständig in dem 
schlammigen Boden, der an den niedrig gelegenen Stellen von dem sich an¬ 
sammelnden Wasser überflutet wurde. Die Folge waren zahlreiche, oft 
schwere Anfälle, die den Betrieb namentlich bei Nacht auf viele Stunden 
lahmlegten. Häufig mußte man entgleiste Lokomotiven zunächst liegen 
lassen und die Störung durch Vau eines Amgehungsgleises beheben. Auch 
die zahlreichen, auf freier Strecke angelegten Wafierentnahmestellen zur 
Speisung der Lokomotiven behinderten den Zugverkehr erheblich. So 
konnte von einem regelmäßigen Betriebe auf Grund des Fahrplans keine 
Rede sein. Die Züge blieben infolge der häufigen Störungen ungewöhn¬ 
lich lang auf der Strecke liegen, ein empfindlicher Mangel an Zugkräften 
trat ein, der Wagenumlauf wurde stark verzögert. Als unvermeidliche 
Begleiterscheinung dieses ungeregelten Betriebes ergaben sich Aberfüllungen 
der Bahnhöfe, die zu zahlreichen Streckensperrungen führten. Diese überaus 
schwierigen Zustände erforderten ständige Überwachung und häufige Ein¬ 
griffe durch das Kommando der Feldbahn unter Oberstleutnant Schroeder 
sowie außergewöhnliche Leistungen der für Betrieb und Vahnunterhaltung 
eingesetzten Cisenbahntruppen. Die Mannschaften waren in der un¬ 
günstigsten Jahreszeit bei wechselndem Frost, Schnee, Regen und Tau¬ 
wetter sowie schlechtester Unterbringung den Anbilden der Witterung 
ständig ausgesetzt. Richt selten blieb das Maschinenpersonal bei den 
häufigen, lang andauernden Stockungen bis zu 72Stunden im Dienst. Die 
Folge dieser Überanstrengung zeigte sich in einem besonders hohen Kranken¬ 
stands.
	        
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