Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Wiederherstellung und Betrieb der in Polen besetzten Bahnen. 
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bestand hinter dem linken Flügel des Vormarschraumes nur eine 
eingleisige Schienenverbindung von Thorn über Wlozlawek auf Lowitsch. 
Sie besaß Regelspur und war im Verlauf der Kämpfe der 9. Armee in 
Südpolen von deutschen Cisenbahntruppen bis Rjeschawa zerstört worden. 
Da größere Kunstbauten an der Strecke fehlten, waren umfangreichere 
Schäden, die die Wiederherstellung wesentlich verzögern konnten, 
nicht vorhanden. Beim weiteren Fortschreiten der Offensive ließ sich mit 
Ausnutzung der eingleisigen, ab Kalisch breitspurigen Linie Ostrowo— 
Sjerads—Lods rechnen. Ihre bei Sjerads zerstörte Warthe-Brücke bildete 
allerdings ein recht bedeutendes Hindernis, dessen Beseitigung längere Zeit 
in Anspruch nahm. Außerdem konnten einige südöstlich Hohensalza gegen 
die Grenze führende, schmalspurige Rübenbahnen bei Beginn der 
Operationen für die Versorgung der 9. Armee nützlich sein. 
Die Überschätzung der zu erwartenden Schwierigkeiten^) bei Wieder¬ 
herstellung der einzigen, beim Vormarsch zunächst zur Verfügung stehenden 
Vollbahn Thorn—Lowitsch ließ bei dem Oberkommando Ost den Plan 
entstehen, die Versorgung der 9. Armee hauptsächlich mit Hilfe einer neu 
herzustellenden, von der Gegend südöstlich Hohensalza ausgehenden Feld¬ 
bahn (Spurweite 60 cm) durchzuführen. Außerdem sollte eine von Krusch- 
witz bis zur Landesgrenze verlaufende Rübenbahn (Spurweite 71,6 cm) 
benutzt und über Kolo verlängert werden. An den Ausbau beider Bahnen 
sehte der Chef des Feldeisenbahnwesens Ost alle verfügbaren militärischen 
Vaukräfte, während die Wiederherstellung der besetzten russischen Voll¬ 
bahnen den angrenzenden heimatlichen Cisenbahnverwaltungen übertragen 
wurde. Rach den hierfür erteilten Weisungen sollte 
die Cisenbahndirektion Bromberg die Strecke Thorn—Richtung Lowitsch, 
die Cisenbahndirektion Posen die Linie Ostrowo—Richtung Lods und 
die Cisenbahndirektion Kattowitz die Bahnen von Tschenstochau in der 
Richtung auf Koluschki und Kjelzy 
instand setzen und in Betrieb nehmen. Die Arbeiten waren mit allen ver¬ 
fügbaren Mitteln sofort zu beginnen und durch Heranziehung leistungs¬ 
fähiger Unternehmer zu beschleunigen. An der Warschau-Wiener-Bahn 
sollte sich die Wiederherstellung zunächst auf die Fahrbarmachung eines 
Gleises beschränken. 
Für den Entschluß zum Bau einer Schmalspurbahn war außer dem 
bereits angeführten Grunde auch die allzu günstige Vorstellung von Cin- 
') In einer Zuschrift an das Reichsarchiv vom Februar 1927 schreibt General 
Ludendorff über die Gründe, die zur Anlage der Feldbahn führten: „Die Bahn wurde 
gebaut, weil wir glaubten, daß die beim Rückmarsch (auf Oberschlesien) ausgeführten 
Zerstörungen viel schwieriger wiederherzustellen wären".
	        
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