Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen im Osten während des Bewegungskrieges. 
festgesetzten Beginn der Sprengung der Betrieb in dem zu zerstörenden 
Abschnitt eingestellt und die Strecke von Zügen geräumt sein. Enge Zu¬ 
sammenarbeit zwischen der Leitung der Sprengarbeiten und den Dienst¬ 
stellen des Betriebes war hierzu erforderlich, um vorzeitige Zerstörungen 
und ein Abschnüren der Züge zu vermeiden. 
Nach erfolgter Räumung begannen die abteilungsweise auf den 
jeweiligen Zerstörungsabschnitt verteilten Cisenbahntruppen mit der An¬ 
bringung der Sprengladungen, die nach Durchfahrt des letzten am Feinde 
befindlichen Bauzuges zur Zündung kamen. Die große Zahl der auf den 
Bahnhöfen auszuführenden Sprengungen zwang hierbei vielfach zur gleich¬ 
zeitigen Zündung mehrerer Ladungen, wobei sich eine gegenseitige Behin¬ 
derung und Gefährdung der zu den Arbeiten angesetzten Abteilungen oft 
nicht vermeiden ließ. In der Schnelligkeit, mit der die Zerstörungen vor¬ 
genommen werden mußten, und in der Notwendigkeit, sie teilweise während 
der Nacht auszuführen, lagen die hauptsächlichsten Schwierigkeiten. 
Der Verbrauch an Sprengmunition war erheblich; er wurde 
aus verfügbaren Beständen der östlichen Festungen und durch Lieferungen 
heimatlicher Sprengstoffabriken gedeckt. Abgesehen von vorübergehendem 
Mangel bei Beginn der Zerstörungen stand im weiteren Verlaufe derselben 
ausreichend Munition zur Verfügung. 
Obwohl die Zerstörungen aufs gründlichste erfolgten, mußte die 
Dauer ihrer Wirkung doch beschränkt bleiben. Wenn das Armee- 
Oberkommando bei seinen Anordnungen auch mehrfach zum Ausdruck ge¬ 
bracht hatte, dem Feinde die Wiederbenutzung der Bahnen für Wochen 
und Monate unmöglich zu machen, so blieb ein solcher Erfolg doch fraglich, 
da bei dem fast völligen Mangel an großen, schwer wiederherzustellenden 
Kunstbauten nicht damit zu rechnen war, daß die Instandsetzung der ge¬ 
sprengten Strecken dem Gegner außergewöhnliche Schwierigkeiten bieten 
würde. Zwar mußten die Russen zur Ordnung ihrer rückwärtigen Ver¬ 
bindungen sehr bald ihr Vorgehen einstellen und verloren nach kurzer Zeit 
die Fühlung mit der auf Oberschlesien ausweichenden 9. Armee, doch 
konnten die Zerstörungen nicht verhindern, daß dem Feinde in absehbarer 
Zeit eine wenigstens notdürftige Wiederherstellung der von ihm besetzten 
Bahnen und die Fortsetzung seines Vormarsches gelang. Berechtigte 
Sorge erfüllte daher anfänglich das Armee-Oberkommando, ob durch die 
Sprengungen die beabsichtigte Wirkung und der Zweck erreicht würden, den 
Gegner so lange von Oberschlesien fernzuhalten, bis durch Umgruppierung 
der 9. Armee die Einleitung einer neuen Operation gesichert war. Tat¬ 
sächlich folgten die Nüssen nur sehr langsam. DiezumerstenMale 
im Kriege in großem Maßstabe ausgeführten Bahn-
	        
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