Die Zerstörung der polnischen Bahnen beim Rückzüge der 9. Armee.
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c) Die Zerstörung der polnischen Bahnen beim Rückzüge der 9. Armee auf
Oberschlesien.
Bereits bei Beginn des Vormarsches der 9. Armee in Südpolen
hatte das Armee-Oberkommando für den Fall eines notwendig werdenden
Rückzuges Vorbereitungen zur Zerstörung der wiederherzustellenden
Bahnen angeordnet und den Cisenbahntruppen befohlen, gleichzeitig mit
dem Ausbau der Strecken alle Maßnahmen zu ihrer nachhaltigen Spren¬
gung zu treffen. Rach den hierfür erteilten Richtlinien war die Zerstörung
aller Kunstbauten und Bahnhöfe anzustreben und die hierzu nötige Muni¬
tion an Ort und Stelle niederzulegen. Bei Brücken sollten außer den
Überbauten auch die Widerlager und Pfeiler gesprengt und auf den Bahn¬
höfen vor allem die Weichen, Stellwerkseinrichtungen und Wasserversor-
gungsanlagen unbrauchbar gemacht werden. Möglichste Vernichtung aller
dem Betriebe der Eisenbahnen dienenden Gebäude und sämtlicher für
Wiederherstellungsarbeiten brauchbarer Vorräte war in Aussicht zu nehmen.
Rach diesen Anweisungen trafen die Cisenbahnbaukompagnien gleichzeitig
mit der Umnagelung und Instandsetzung der polnischen Bahnen alle Vor¬
bereitungen zu ihrer gründlichen Zerstörung.
Am 5. Oktober hatten die Operationen der 9. Armee die Weichsel
oberhalb von Iwangorod erreicht. Zum Schutze der offenen linken Flanke
befahl das Armee-Oberkommando die Sprengung der Piliza-Vrücke
bei T o m a s ch o w, die am folgenden Tage durch die Reserve-Eisenbahn-
baukompagnie 22 zur Ausführung kam. Aus dem gleichen Grunde wurde
am 7. Oktober die Zerstörung der Bahn Koluschki —Tomaschow
sowie der nördlich des Vormarschraumes der 9. Armee gelegenen Strecke
Lowitsch — Lods — Sjerads angeordnet. Die Sprengung der
ersteren Linie führte die Reserve-Cisenbahnbaukompagnie 22 nach Be¬
endigung der Arbeiten an der Piliza-Vrücke aus, während Abteilungen
der Landwehr-Eisenbahnbaukompagnie 6 vom 9. bis 11. Oktober die Zer¬
störung der Bauwerke im Abschnitt Lods—Lowitsch übernahmen. Den
rückwärtigen Streckenteil von Lods bis Sjerads zerstörte die Festungs-
Cisenbahnbaukompagnie 1 in der Zeit bis zum 15. Oktober. Zur Spren¬
gung der umfangreichen Bahnhofsanlagen bei Lods war die Reserve-Cisen-
bahnbaukompagnie 26 angesetzt. Vorübergehender Mangel an Spreng-
munition und Zündmitteln zwang dazu, nur die wichtigsten Anlagen zu
zerstören und sich im übrigen auf den Ausbau und die Fortführung der
Weichen zu beschränken.
Ein am 10. Oktober erbeuteter russischer Befehl zeigte mit voller
Klarheit die operativen Ziele der feindlichen Heeresleitung. Sie beab¬
sichtigte mit erdrückender Macht den deutschen Nordflügel über Warschau