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Die Eisenbahnen im Westen während des Bewegungskrieges.
so, daß die Abfahrt des ersten Zuges erst gegen 5° früh des folgenden Tages
erfolgen konnte. Nachdem acht Transporte der 60. Infanterie-Brigade ab¬
befördert waren und die Bewegung in Fluß zu kommen schien, entschloß
sich das Generalkommando, entgegen dem Befehle des Armee-Ober¬
kommandos, die Verladungen abzubrechen und mit dem Nest des Korps
den südwestlich Straßburg gelegenen Anterkunftsraum durch Fußmarsch zu
erreichen. Die mit der Bahn abgefahrene 60. Infanterie-Brigade, die sich
nach den inzwischen erteilten Anordnungen in der Gegend Epfig—Ober-
ehnheim als Rückhalt für den im Vreufch-Tal bedrohten Grenzschutz bereit¬
stellen sollte, gelangte in Schlettstadt, Dambach, Venfeld und Barr zur
Ausladung. Die übrigen Teile des Korps erreichten am 15. durch Fu߬
marsch Colmar.
Als an diesem Tage das Armee-Oberkommando 7 den Versammlungs¬
raum des XV. Armeekorps weiter nach Norden in die Gegend von
Wasselnheim verschob, sollte die Infanterie, um ihr bei der großen Hitze
die anstrengenden Märsche zu ersparen, von der Strecke Colmar—Schlett¬
stadt in den neuen Anterkunftsraum gefahren werden. Bereits drei Stunden
nach ergangenem Transportbefehle erfolgte die Abbeförderung der ersten
Truppen, die unter Ausschaltung der Züge der Gegenrichtung über die
eingleisige Bahn Schlettstadt—Molsheim geleitet und in Marlenheim,
Wastelnheim, Romansweiler, Maursmünster und Ottersweiler entladen
wurden. Die letzten Transporte erreichten am 16. ihr Ziel. Als am fol¬
genden Tage auch die berittenen Truppen im Landmarsch eintrafen, war
die Versammlung des Korps um Wasselnheim beendet.
Das mit dem XV. Armeekorps gleichzeitig zur Abbeförderung
kommende XIV. Armeekorps entsandte noch am 13. August einen General¬
stabsoffizier nach Freiburg zu dem vom Chef des Feldeisenbahnwesens mit
der Regelung der Einladung beauftragten Offizier. Auf Grund der
Marschanordnungen des Korps sollte die Abbeförderung für das General¬
kommando und für die 28. Infanterie-Division von Müllheim und Banzen¬
heim, für die 29. Infanterie-Division von Haltingen und Cfringen-Kirchen
mit insgesamt 40 Zügen täglich unter Einlegung einer vierstündigen Tages-
pause erfolgen. Der erste Transport verließ am folgenden Tage gegen 8°
vormittags nahezu planmäßig den Bahnhof Müllheim. Auf dringende
Anforderung des Generalkommandos ordnete der Cinladekommissar, Haupt¬
mann im Generalstabe Thränhardt, im Laufe des Nachmittages trotz mancher
Bedenken die Vorverlegung der zuerst in Vanzenheim beabsichtigten Ver¬
ladungen der 55. gemischten Infanterie-Brigade nach Mülhausen an, wo
am nächsten Vormittage die ersten Transporte in zweistündiger Folge
abgingen. Die Einladungen erlitten am Nachmittage des 15. durch die