Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

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Die Eisenbahnen im Westen während des Bewegungskrieges. 
Verspätungen gaben. Äußerst ungünstig entwickelten sich die betrieblichen 
Zustände auf dem als Knotenpunkt stark belegten Bahnhöfe Libramont, 
wo am 30. und 31. August durch Überlastung eine erhebliche Stockung im 
Zugverkehr eintrat. 
Mit den Anfang September auf den Bahnen der besetzten Gebiete 
beginnenden großen Truppenverschiebungen nach dem rechten Heeresflügel 
setzte ein Zeitabschnitt angestrengtester und aufreibendster Tätigkeit für 
alle beteiligten Militär-Eisenbahnbehörden und unterstellten Betriebs¬ 
formationen ein. Auf sämtlichen von den Transporten berührten Linien 
lagen die betrieblichen Verhältnisse gleich ungünstig, da die ersten von den 
Eisenbahnbautruppen ausgeführten Instandsetzungsarbeiten sich zunächst 
auf die dringendsten Maßnahmen zur Fahrbarmachung der Strecken be¬ 
schränken mußten. So bildeten die meist eingleisig wiederhergestellten 
Kunstbauten doppelgleisiger Bahnen sehr störende Einschnürungen und 
infolge ihrer behelfsmäßigen Ausführung Langsamfahrstellen, die der Ab¬ 
wicklung des Zugverkehrs sehr hinderlich waren. Fast überall fehlten die 
Signale, die Telegraphen- und Fernsprecheinrichtungen waren ungenügend, 
die Stellwerksanlagen nicht benutzbar, die Gleisunterhaltung vor allem in 
den Weichen schlecht und die Beleuchtung der Bahnhöfe unzureichend. 
Auch erwiesen sich die Kreuzungs- und Überholungsgleise der belgischen 
und französischen Stationen für die Aufnahme ganzer Militärzüge vielfach 
als zu kurz, so daß die Länge der auf die besetzten Bahnen übergehenden 
Züge — abgesehen von Transporten geschlossener Heeresverbände — von 
110 auf 80 Achsen beschränkt werden mußte. Störungen in der Zugfolge 
traten ferner dadurch ein, daß die Weichenanordnung der Bahnhöfe eine 
unmittelbare Einfahrt in die Nebengleise nicht gestattete; man fertigte 
daher die Transporte meist auf den Hauptgleisen ab, um ein Zurückdrücken 
der langen und schweren Züge in die Überholungsgleise wegen der häufig 
damit verbundenen Entgleisungen zu vermeiden. Ganz besonders beein¬ 
trächtigt war der Zugmeldedienst durch das Fehlen ausreichender, zuverlässig 
arbeitender Nachrichtenmittel. Trotz aller Sorgfalt bei der Herstellung und 
ünterhaltung der telegraphischen und telephonischen Verbindungen traten 
in dem feindlichen Lande sehr oft wiederkehrende Störungen ein. Die 
Verständigung der Stationen untereinander über die Zugfolge wurde hier¬ 
durch zeitweise unmöglich gemacht, so daß die Züge nur unter Anwendung 
besonderer Vorsicht in langsamer Fahrt vorrücken konnten. Diese Mängel 
der Betriebseinrichtungen verhinderten in Verbindung mit den Schwierig¬ 
keiten der Lokomotivspeisung infolge Zerstörung der Wasierstationen und 
der üngeeignetheit der belgischen Kohle für die Roste der deutschen 
Lokomotiven die Aufrechterhaltung eines geregelten Zugverkehrs. Auch
	        
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