Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Wiederherstellung und Betrieb der belgisch-französischen Bahnen. 
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ungünstigen Streckenteil die Züge von je zwei Vorspann- und Druck¬ 
lokomotiven befördert. Weitere Schwierigkeiten ergaben sich in der 
Vetriebsführung durch die Bedienung der Weichen und Signale von 
Hand. Die hierbei vielfach entstandenen Verzögerungen im Laufe der 
Züge wurden noch vermehrt durch die völlig ungenügende, häufig versagende 
Verständigung zwischen den einzelnen Bahnhöfen. Hinzu kam die unzu¬ 
reichende Vertrautheit des Lokomotivpersonals mit den Streckenverhält- 
nisten, wodurch mehrfach schwere Anfälle auftraten. So fuhren bei Ans 
während der Transportbewegung des IX. Reservekorps in den frühen 
Morgenstunden des 25. August zwei Züge aufeinander und verursachten 
neben erheblichem Materialschaden fast siebenstündige Verspätungen der 
Transporte. 
Rach Ablauf der letzten Züge des IX. Reservekorps am 27. August 
wurden den Armeen hauptsächlich Verpflegungs- und Munitionszüge zu¬ 
geführt. Verzögerungen bei ihrer Entladung veranlaßten auf der ein¬ 
gleisigen Strecke Landen—Gembloux eine Stauung der Züge, die erst am 
Abend des 29. August wieder behoben war. 
Äußerst schwierig gestaltete sich die Vefehlsübermittlung an die Be¬ 
triebsstellen für die Transportregelung. So trat in der Nacht vom 29. 
zum 30. August eine völlige Anterbrechung der von Aachen, dem Sitz der 
Militär-Cisenbahndirektion 1, nach Lüttich führenden, bahneigenen Tele¬ 
graphen- und Fernsprechleitungen ein, so daß alle Betriebstelegramme auf 
kr bereits stark überlasteten Feldpostleitung gegeben werden mußten. In 
der Zustellung der Telegramme entstanden Verzögerungen bis zu acht 
Stunden, die den Zugverkehr erheblich beeinttächtigten. Roch schwieriger 
wurde die Transportregelung am 2. September nach Übersiedelung der 
Militär-Cisenbahndirektion 1 nach Brüssel. Die infolge Zerstörung der 
Leitungen unzureichende Verständigungsmöglichkeit mit den Bahnhöfen 
schloß vielfach eine einheitliche Regelung des Vettiebes aus. Erst mit 
dem schleunigst in Angriff genommenen Ausbau des Telegraphen- und 
Fernsprechnetzes besserten sich diese Zustände allmählich. Trotzdem be¬ 
standen noch auf lange Zeit ständig Störungen bei der Nachrichtenüber¬ 
mittlung, da die längs der Bahnlinien vorhandenen Leitungen wahllos 
und ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse des Eisenbahnbetriebes von zahl¬ 
reichen Dienststellen benutzt wurden. 
Im Gebiete der Militär-Cisenbahndirektion 2 war außer den beiden 
über Malmedy und Gouvy führenden Zubringerlinien vor allem die über 
Arlon—Libramont—Marloie laufende Strecke betrieblich sehr beansprucht. 
Sie hatte besonders starke Steigungen, die bei den schweren Zügen auf 
der überaus schwierigen Strecke mehrfach Veranlassung zu Anfällen und 
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