Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

82 Die Eisenbahnen im Westen während des Bewegungskrieges. 
und Kreuzungsgleise, scharfe Krümmungen und Steigungen, mangelhafte 
Weichen, ein zum Teil schlechter Oberbau namentlich in den Nebengleisen 
und das Fehlen schienenfreier Gleiskreuzungen behinderten die Durch¬ 
führung der langen, schweren Militärzüge. 
Besonders schwierig lagen in den ersten Zeiten die Vetriebs- 
verhältnisse auf der Linie Aachen—Lüttich, über welche die ganze Ver¬ 
sorgung der Armeen des rechten Flügels erfolgen mußte. Infolge Zer¬ 
störung der Telegraphen- und Fernsprechleitungen versagte die Ver¬ 
ständigung auf der Strecke fast vollkommen. Auch der Verschiebedienst in 
Lüttich war durch die unzureichenden Vahnhofsverhältnisse und veralteten 
Gleisanlagen äußerst erschwert, und die Zugabfertigung bei der Ankenntnis 
des Personals mit den belgischen Vetriebseinrichtungen sowie infolge 
anfangs fehlender Beleuchtung der Bahnhofsanlagen sehr verlangsamt. 
Der am 15. August nach Lüttich aufgenommene Betrieb führte daher 
schon sehr bald zur Aberfüllung der Strecke, so daß am 17. August Züge 
von Herbesthal vorübergehend nicht mehr abgelassen werden konnten. 
Durch Entsendung von Lokomotiven und Personal nach Lüttich gelang es 
unter großen Schwierigkeiten, das angesammelte Leermaterial bis zum 
folgenden Tage abzufahren und auf dem Bahnhöfe wieder Luft zu schaffen. 
Am 18. August vormittags erfolgte zur Vorführung österreichischer Mörser- 
Batterien die zeitweise Einstellung des übrigen Verkehrs nach Lüttich, 
so daß durch Abstellung von Zügen eine Aberfüllung zahlreicher Bahn¬ 
höfe des Liniengebietes Köln verursacht wurde. Nach Aufhebung der 
Streckensperre trat am folgenden Tage durch den vermehrten Abfluß von 
Zügen nach dem besetzten Gebiete eine erneute Verstopfung des Bahnhofes 
Lüttich und der vorliegenden Strecke ein, wodurch sich erhebliche Ver¬ 
spätungen im Zugverkehr ergaben. Statt zweistündiger Fahrtdauer wurden 
15—20 Stunden zur Zurücklegung der Linie Aachen—Lüttich benötigt. Die 
Vetriebsverhältnisse besserten sich vom 20. August abends ab so weit, daß 
die Züge ohne größere Verspätungen befördert werden konnten. Schon am 
Morgen des 23. August führte jedoch die Entgleisung einer Lokomotive in 
Lüttich durch Sperrung der Ausfahrgleise nach Tongres und Landen zu 
neuen Störungen. Sie waren noch nicht ganz behoben, als am 24. August 
über Aachen—Lüttich in der Richtung auf Landen die erste, auf den 
Bahnen der besetzten Gebiete gefahrene Transportbewegung des 
IX. Reservekorps einsetzte. Außerordentlich schwierig wickelte sich die 
Durchführung der Züge auf der bei Lüttich anschließenden Steilrampe nach 
Ans mit ihrer ungewöhnlich starken Steigung von 1 : 30 ab. Da man von 
einer Zugteilung mit Rücksicht auf die beschränkten Gleisanlagen in Lüttich 
und zur Beschleunigung der Transporte absehen mußte, wurden auf diesem
	        
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