Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung vor den Frühjahrskämpsen. 
W. Februar, stügel nur noch acht Kilometer nördlich der Straße Roye—Amiens. Unter- 
deffen erschwerte etwa seit dem 22. Februar das nach langem, hartem Frost 
einsetzende Tauwetter alle Kampfhandlungen; in Überschwemmungsgebieten, 
vor allem in Flandern, schloß aufbrechendes Cis jede Bewegung aus. An- 
dererseits verhinderten Nebel und tiefliegende Wolken auch fast jegliche Luft- 
ausklärung. 
Hinsichtlich der Gesamtlage hatte sich General Ludendorff in der 
Besprechung am 22.Februar dahin geäußert, daß die Erfolge des 
Anterseekriegesdie Erwartungen überträfen, man hoffe alles davon: 
„Anders ist nicht abzusehen, wie wir den Krieg zu Ende führen sollen. Aber 
die anderen wissen es auch nicht"'). Ferner hatte er auf die schon erwähnten 
Nachrichten über die Zusammenkunft von Staatsmännern und hohen Mili- 
tärs der Entente in Petersburgs) hingewiesen, nach denen die feindliche 
Offensive auch im Westen erst im April beginnen sollte. 
Die ObersteHeeresleitung,die allwöchentlich Beurteilungen 
der Lage von den Armeen vorgelegt bekam, begann jetzt für die Westfront 
auch ihrerseits jede Woche ihre Auffassung über Kräfteverteilung und Ab- 
sichten des Gegners schriftlich niederzulegen und den Heeresgruppen, bald 
auch den Armeen zuzuleiten. Ihre Nachrichten-Abteilung^), deren Aus¬ 
arbeitungen dabei als Unterlage dienten und meist unverändert weitergegeben 
wurden, hatte am 20.Februar über die feindlichen Angriffspläne, vor allem 
unter Auswertung der bei Ripont erbeuteten Papiere, folgende grundlegende 
Niederschrift verfaßt: 
„Gedanken über die Offensive an der Westfront. 
Visher haben alle französisch-englischen Angriffe an der Westfront nicht zu 
dem erstrebten Durchbruch geführt. 
Man sucht die Erklärung hierfür vor allem darin, daß die Angriffe auf zu 
schmaler Front geführt wurden und daß an der gesamten nicht angegriffenen 
Front den Deutschen fast völlige Ruhe gelassen wurde. Die Deutschen hätten 
daher noch rechtzeitig freie oder von den nicht angegriffenen Fronten ge- 
nommene Reserven zum Schließen der entstandenen Durchbruchslücken heran- 
führen können. 
Diesmal will man nun sicher den Durchbruch erreichen, es müssen also die 
bisherigen Ursachen der Mißerfolge vermieden werden. Das muß dazu 
führen, daß der Hauptangriff auf breiter Front angesetzt und daß durch 
') Tagebuchaufzeichnung des Gen. von Kühl vom 22. Febr. 1917 (Bd. XI, S. 479). 
2) 6.95. 
3) Ab 20. Mai „Abtlg. Fremde Heere" genannt.
	        
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