Lage an der Westfront.
75
Alle drei Heeresgruppen hatten in ihrem Bereiche die Abwehr feindlicher
Großangriffe nach der Vorschrift über die Abwehr im Stellungskriege') ein-
heitlich vorzubereiten. Vei den Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und
Deutscher Kronprinz standen nach Durchführung der Siegfried-Bewegung
auch die nötigen Truppen zur Verfügung, um schwerste Kämpfe zunächst im
wesentlichen aus eigener Kraft und dann aus den hinter ihrer Front bereit-
stehenden Reserven der Obersten Heeresleitung nähren zu können. Die
Heeresgruppe Herzog Albrecht nach der Siegfried-Bewegung ebenso aus¬
zustatten, reichten allerdings die Mittel nicht aus; auch schien sie zu dieser
Zeit bereits viel weniger unmittelbar bedroht als die beiden anderen
Heeresgruppen, und die Oberste Heeresleitung besaß in ihren an den Bahnen
bereitstehenden Reserven immer noch die Mittel, wenn nötig, rasch zu helfen.
4. Auffassung der Obersten Heeresleitung Ende Februar.
Schon bald nach Beginn des Monats Februar hatte sich ergeben, daß
ein Anschluß Dänemarks oder Hollands an die Entente als Folge des unein-
geschränkten Unterseekrieges kaum zu befürchten war. Von dieser Seite
drohte bis auf weiteres wahrscheinlich keine Gefahr. Die für solchen Fall
bereit gehaltenen Kräfte^) wurden wieder verfügbar.
Die Winterruhe war an allen Fronten nur durch örtliche Unter-
nehmungen unterbrochen worden. Dabei war im Westen am 15. Februar bei
Ripont in der Champagne eine Anweisung der französischen Heeresleitung
vom 16. Dezember 1916 für das Verfahren beim großen operativen Durch-
bruch erbeutet worden, die vor allem zeigte, daß der Gegner künftig nicht
mehr Angriffe mit begrenztem Ziel beabsichtigte, sondern die deutsche Front
von Haus aus so tief wie nur irgend möglich und dabei in großer Breite
durchstoßen wollte.
Im Somme-Kampsgebiet hatte der englische Druck an der Anere all-
mählich derart zugenommen, daß an dieser augenblicklich wohl gesährdetsten
Stelle der Front das für Mitte März ohnehin beabsichtigte Ausweichen
schon jetzt in beschränktem Umfange eingeleitet wurde, indem dort die Front
der 1. Armee in der Nacht zum 23. Febmar einige Kilometer zurückgenommen
wurde'). Von den Engländern stand im übrigen fest, daß sie ihre Front
allmählich weiter nach Süden ausdehnten und dadurch französische Kräfte
für die große Offensive frei machten; am 24.Februar lag der englische Süd-
') S. 38 ff.
-) Bd. XI, S. 501 ff.
3) S. 136.