Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Widerstandswille der Gegner. — Zweifel an schneller Wirkung des Anterseekrieges. 577 
in der Hoffnung auf amerikanische Hilfe unnachgiebiger denn je. In Ruß- 
land wirkte der neue Kriegsminister Kerenski mit zunehmendem Cr- 
folge für Wiederherstellung der Kampfkraft des Heeres. Irgendwelches 
Einlenken der Entente schien sobald noch nicht bevorzustehen. Unter diesen 
Umständen mußte der Verlust des Wytfchaete-Vogens am Juni mit seinen 
hohen Einbußen an Gefangenen und Geschützen über die rein militärische 
Bedeutung hinaus als ein schwerer Schlag von großer Tragweite empfunden 
werden. Die Lage in Flandern blieb ernst, wenngleich der Gegner seinen 
Angriff zunächst nicht fortsetzte. 
In diesen Tagen begann man aber bei der Obersten Heeresleitung auch 
zu zweifeln, ob der Unters eekrieg in der bisher angenommenen kurzen 
Frist zum Ziele führen werde. Es wurde fraglich, ob die Hoffnungen der 
Denkschrift von II.Mai^) sich aufrechterhalten ließen^). Wenn auch das 
gegen Mitte Juni bereits zu übersehende Mai-Ergebnis des Unterseekrieges 
die vom Admiralstab ursprünglich als Monatsdurchschnitt in Rechnung ge- 
stellte Versenkungsziffer immer noch um etwa 45 v. H. übertraf, so blieb es 
mit rund 870 000 Tonnen doch hinter dem vom April um 220 000 Tonnen 
zurück. Gewiß hatte die Oberste Heeresleitung mit der Wirkung des Anter- 
seekrieges in einer bestimmten kurzen Frist niemals sicher gerechnet). Wer 
die bestimmten Voraussagen des Admiralstabschess über entscheidende 
Wirkung bis zum 1. Juli, später 1. August, und auch die seitens der Obersten 
Heeresleitung gehegten Hoffnungen auf Schluß des Krieges vor dem Winter 
waren inzwischen doch in weite Kreise der Öffentlichkeit gedrungen. Je mehr 
man sich nun dem Zeitpunkt näherte, für den eine Friedensgeneigtheit Eng- 
lands in Aussicht gestellt worden war, um so stärker erhoben sich im Volke 
Zweifel, ob sich die Hoffnungen auch erfüllen würden. Es mehrten sich in 
bedenklicher Weise die Stimmen, die die Aussicht, durch den Unterseekrieg, 
wie überhaupt durch militärische Mittel zum Ziele zu kommen, bestritten und 
damit Propaganda für einen „Verständigungsfrieden" machten. 
Diese Bestrebungen ließ Reichskanzler von Vethmann Holl- 
weg gewähren. Damit wuchs die Gefahr, daß sich im Volke die Gegen¬ 
sätze weiter verschärften, die nicht nur über innenpolitische Fragen, sondern 
auch über die Kriegsziele ohnehin bestanden, und daß dadurch die eigene 
Kriegführung geschwächt, der Kampfeswille der Gegner aber gestärkt werde. 
') S. 539 ff. 
2) Gen. Ob. von Plessen zeichnete am 9. Zum in Kreuznach auf: „So gut die 
Resultate der circa 50 in See befindlichen U-Boote sind, so scheint der Erfolg auf die 
Aushungerung Englands auf diesem Wege zweifelhaft zu werden. Damit verlängert 
sich der Krieg und steigert sich der Ernst der Lage der Mittelmächte." 
3) S. 2 und Bd. XI, S. 479. 
Weltkrieg. XII. Band. 37
	        
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