Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
II. Mai. können die weitere Entwicklung in Nußland abwarten. ... Für Friedens¬ 
verhandlungen mit Rußland fehlt zur Zeit noch eine Regierung von Ve- 
stand. 
Italien zeigt, auch wenn es sich noch zur Offensive entscheiden sollte'), 
durch sein langes Zögern kein Vertrauen in seine innneren Zustände. Ein 
Angriff am Isonzo könnte durch unzureichende Ergänzung erlahmen. Mit 
Angriffsabsichten hat Cadorna indessen bisher die Nichtentsendung von Trup¬ 
pen nach Frankreich gerechtfertigt. 
S a r r a i l s neueste Offensive erklärt sich durch den Wunsch, den Wirkun¬ 
gen der Sommerhitze und mangelnden Nachschubes zuvorzukommen. Sie 
widerlegt die Gerüchte von einem bevorstehenden Abfall Bulgariens. 
In Mesopotamien setzt der Sommer großen Unternehmungen ein 
Ende. 
Ansere Verpflegungslage ist eine derartige, daß wir bis zur neuen 
Ernte auskommen. — Wir können also mit Ruhe ein gutes Ende des Krieges 
erwarten. Wir müsien auch durchhalten, um die Friedensforderungen er- 
zwingen zu können, deren Deutschland bedarf, um sich in Zukunft aus 
eigenen Erzeugnissen ernähren, seine Kriegsrohstoffe, soweit angängig, aus 
eigenen Gruben decken und Englands Mißgunst durch Gefährdung der eng¬ 
lischen Schiffahrt niederhalten zu können. 
Deutschlands Kriegsziele liegen fest. Ob sie auch im einzelnen jetzt 
schon bekanntgegeben werden sollen, hat die Reichsleitung zu entscheiden." 
Dem im Sinne dieser Denkschriften abgefaßten Schreiben des Kaisers 
wurde eine ausführliche Denkschrift des Reichskanzlers bei- 
gefügt, die, auf den gleichen zuversichtlichen Ton gestimmt, sagte: „In zu- 
nehmendem Maße werden sich in England die Wirkungen des A-Boot- 
Krieges auch auf die Volksernährung, auf alle staatlichen und individuellen 
Energien bemerkbar machen. Ich sehe dem Endergebnis des U-Boot-Krieges 
mit voller Zuversicht entgegen." Diese Sätze können auffallen. Sie ent- 
sprachen der tatsächlichen Auffassung des Kanzlers, wie übrigens auch des 
Staatssekretärs Helfferich zu dieser Zeit. 
Unterdessen waren die durch Prinz Sixtus zur Erreichung eines Sonder- 
friedens für Österreich-Ungarn geführten Verhandlungen ohne Ergebnis 
geblieben. Die Westmächte hatten sich auf Weiteres nicht einlassen wollen, 
ohne daß auch Italien gehört wurde. Dessen Ansprüche aber lehnte Kaiser 
Karl nach wie vor entschieden ab. Für einen erneuten Besuch des Prinzen 
i) Sie begann am 14. Mai.
	        
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