Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Gesamtlage. — Besuch Kaiser Karls in Homburg. 
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sortgesetzt. Von der inzwischen weiterlaufenden Vermittelungstätigkeit des 
Prinzen Sixtus erfuhr der Kanzler nichts; sie verbarg sich hinter den mit 
Frankreich bestehenden „Friedensmöglichkeiten'"). Dagegen wurden die aus 
der russischen Revolution sich ergebenden Folgerungen besprochen und hier- 
über Einigkeit in dem Sinne erzielt, daß man die Entwicklung nicht stören, 
sondern durch Propaganda fördern wolle. 
Am 3.April traf Kaiser Karl, begleitet vom Außenminister und Z.April, 
vom Generalstabschef (seit dem 27. Februar General der Infanterie Arz 
von Straußenburg), zum Besuch beiKaiserWilhelm inHom- 
bürg vor der Höhe ein. Gras Czernin hoffte bei dieser Gelegenheit, 
den Deutschen Kaiser und den Kanzler davon zu überzeugen, daß Österreich- 
Ungarn bald zum Frieden kommen müsse. Ein allgemeiner Friede sei aber 
nur möglich, wenn Deutschland in der elsaß-lothringischen Frage Zugestand- 
nisse mache. Daneben sollte selbstverständlich die Einwirkung der russischen 
Revolution auf die Gesamtlage besprochen werden, wobei Kaiser Karl wegen 
ihrer Rückwirkungen aus die Verhältnisse in Österreich-Angarn besonders 
besorgt war. Generaloberst von Plessen gegenüber, der ihm zum Ehrendienst 
entgegengefahren war, hatte er sich schon auf der Bahnfahrt dahin geäußert, 
daß man „lieber Frieden anbieten könnte'"). 
Vor Beginn der gemeinsamen Besprechung^) legten der General- 
feldmarschall und General Ludendorff dem öfterreichifch-unga- 
>) Prinz Sixtus war am 2Z./24.März nochmals von Kaiser Karl emp- 
sangen worden (S. 171), der ihm sagte, er halte es für wichtig, unverzüglich Frieden 
zu schließen. Cr habe vergeblich versucht, Deutschland sür einen Verständigungsfrieden 
zu gewinnen, würde aber — sollte es ihm nicht gelingen, Deutschland „zur Annahme 
gerechter und billiger Bedingungen zu bewegen" — „lieber einen Separatfrieden 
schließen, als die Monarchie den preußischen Bestrebungen opfern" (Lloyd George, 
a.a.O., S.420ff.). Beim Abschied hatte Prinz Sixtus ein an ihn selber gerichtetes 
Handschreiben des Kaisers mit auf den Weg erhalten, von dessen Inhalt er Poincare 
Kenntnis geben sollte. In diesem Schreiben hieß es einleitend über Frankreich: Dem 
Kaiser sei es „besonders angenehm zu sehen, daß, obgleich wir derzeit Gegner sind, keine 
wirkliche Verschiedenheit in den Auffassungen und Bestrebungen mein Reich von 
Frankreich trennt". Der Kaiser werde die „gerechten Rückforderungsansprüche Frank¬ 
reichs mit Bezug auf Clfaß-Lothringen" bei Deutschland unterstützen; Belgien und 
Serbien sollten wiederhergestellt werden (photographische Wiedergabe des ganzen 
Brieses bei Prinee Sixte de Bourbon: „L'offre de Paix separee de l'Autriche"). — 
Die erste Meldung über Besuche des Prinzen Sixtus in Wien erstattete Gen. 
v o n C r a m o n der O. H. L. am 28. Mai. 
2) Tagebuchauszeichnung des Gen. O. von Plessen vom 3. April 1917. 
2) Vgl. Ludendorff: „Kriegserinnerungen", S. 350 f., und „Kriegführung und 
Politik", S. 266, sowie Cramon: „Bundesgenosse", S. III ff.
	        
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