Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Oberste Heeresleitung während der Frühjahrskämpfe. 
21. Mai. Artillerie — seien aber bei der jetzigen Kriegslage nicht vorhanden, „bis auf 
drei bis vier Divisionen, die man voraussichtlich im Osten noch freimachen 
könnte". 
Den Gedanken eines Gegenangriffs im W e st e n, den er für unaus¬ 
führbar hielt'), erwähnte Major Wetzell überhaupt nicht. Vielmehr wollte er 
die gegen Italien erforderlichen Kräfte, soweit sie der Westfront entnommen 
werden mußten, „durch einen großzügigen Führer-Entschluß" freimachen, der 
auch hier „eine bessere Lage und erneut operative Freiheit" schaffe. Der Vor¬ 
schlag ging dahin, Ende Juni bei der Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht in 
die von der 6. Armee vorgeschlagene Linie"), bei der Heeresgruppe Deutscher 
Kronprinz in die Hunding—Malmaison—Suippes-Stellung') „nachhut- 
artig" zurückzugehen, um dort eine ganz neue, für uns günstige Lage 
zu schaffen, starke Kräfte freizumachen und zwei bis drei Monate Zeit für die 
Operation gegen Italien zu gewinnen. Es hieß dann weiter: 
„Ich betone hierbei, daß wir uns, nach der Siegfried-Operation, dieses 
vorgeschlagene zweite Zurückgehen auf der Westfront nur leisten können, 
wenn bald hinterher eine groß angelegte, erfolgversprechende Angrifss-Ope- 
ration einsetzt. Von den mehr als 20freigewordenen Divisionen würden 
etwa acht bis zehn für den Angriff verwendbar sein, die noch fehlenden vier 
Divisionen wären der Ostfront zu entnehmen. Wird der Entschluß Ende 
Mai gefaßt, so ist wohl Zeit für das Ende Juni durchzuführende Zurück- 
gehen wie für die Vorbereitung des etwa in der zweiten Hälfte Juli zu füh¬ 
renden Angriffs in Tirol. 
Gelingt es, Italien entscheidend zu schlagen, was durchaus wahrscheinlich 
ist, so wird es entweder zum Frieden bereit sein, oder Cngland-Frankreich 
müssen starke Kräfte ihm zu Hilfe schicken und dadurch die Westfront stark 
entblößen. Die moralische und politische Wirkung ist nicht abzusehen. Auch 
kann eine Bedrohung der französischen Alpenfront bei günstigem Ausgang 
der Offensive sehr bald eintreten. 
Kommen wir mit Italien zu einem Frieden, was möglich erscheint, so würde 
dies uns die Verhandlungen mit Rußland wesentlich erleichtern. Die frei- 
werdenden deutsch-österreichischen Kräfte würden uns gestatten, nach Osten 
nicht nur kräftigere Töne anzuschlagen, sondern einen militärischen Druck 
auszuüben. Daß dann auch Frankreich ins Wanken geriete und zum Ein- 
lenken bereiter würde, erscheint nicht ausgeschlossen. Auch gegenüber allen 
sonstigen möglichen Wechselfällen der Lage — Eingreifen Norwegens, 
*) 0.558. — 2) Vermutlich war die Wotan-Stellung gemeint (S. 270). — 3) Das 
bedeutete Hunding-Stellung bis etwa zum Knick in der Gegend von Sissonne, dam 
über Malmaisou zur Suippes.
	        
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