Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

XI. Die Oberste Heeresleitung während 
der Frühjahrskämpfe. 
A.Erwägungen und Maßnahmen auf militärischem 
Gebiet — Die Frage des Gegenangriffs an der ^Vestfront. 
Mit dem recht schweren Entschluß zum Ausweichen in die Siegfried- 
Stellung hatte die Oberste Heeresleitung die Aussichten für die kommenden 
Entscheidungskämpfe wesentlich verbessert. Dann aber hatten Führung und 
Truppe mit der erfolgreichen und fast gleichzeitigen Abwehr der englischen 
und der noch weit größeren französischen Frühjahrsoffensive eine Leistung 
vollbracht, die vorbildlich genannt werden muß. Der Operationsplan, auf 
den die Westmächte ihre ganzen Hoffnungen gesetzt, von dem sie zum min¬ 
desten die Befreiung des französischen und belgischen Landes von der nun im 
dritten Jahr auf ihm lastenden deutschen Besetzung erwartet hatten, war 
unter sehr schweren Verlusten völlig gescheitert; das französische Heer hatte 
derart gelitten, daß sein innerer Halt ins Wanken geraten war. Mit Ve- 
friedigung konnte die Oberste Heeresleitung auf diese Ergebniffe zurück- 
blicken, die in entscheidendem Maße ihr Verdienst waren. Ohne die vor allem 
von General Ludendorff mit der ganzen Kraft seines großen Könnens 
und Wollens betriebenen gründlichen Vorbereitungen auf dem Gebiete der 
Rüstung, der Ausbildung und des Stellungsbaus, ohne richtiges Erkennen 
der feindlichen Angriffsziele und entsprechenden sachgemäßen Einsatz der 
nur beschränkten eigenen Kräfte an Truppen und Munition wäre der Erfolg 
nicht erreicht worden. Dabei war die siegreiche Abwehr in der Doppelschlacht 
an der Aisne und in der Champagne die alles andere überragende, ent¬ 
scheidende Leistung; durch sie wurde das bis dahin schlagkräftigste und be¬ 
drohlichste Angriffswerkzeug der Entente, das Heer Frankreichs, auf Monate 
hinaus lahmgelegt. 
Angesichts dieses Erfolges und vor allem dessen, was nach dem Kriege 
über weitgehende Zersetzungserscheinungen im französischen Heere bekannt 
wurde, ist aber auch die Frage aufgeworfen worden: Ist nicht eine Gelegen- 
heit versäumt worden, dieses Heer im Gegenschlag noch schwerer zu schädigen, 
als es durch die bloße Abwehr seines Angriffs geschehen konnte? Der Ober- 
besehlshaber der siegreichen Heeresgruppe, General der Infanterie Kron¬ 
prinz Wilhelm selber, und sein Generalstabschef, Oberst Gras 
von der Schulenburg, haben sich schon im Laus der Kämpfe für 
einen Gegenangriff größeren Ämfanges eingesetzt.
	        
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