Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Der Unterseekrieg. 
539 
allem gegen die auf England selbst fahrenden Schiffe, etwa ein Fünftel 
arbeitete im Mittelmeer, denn auch alle hier verursachten Schiffsverluste 
mußten sich schließlich in der Minderung des feindlichen Gesamt-Schiffs- 
raumes fühlbar machen; einige wenige Voote standen in der Ostsee und im 
Schwarzen Meer. 
In einer Niederschrift der Obersten Heeresleitung vom 11. Mai ging 
man von der Annahme aus, daß England am 1. Februar 1917 eine Handels- 
flotte von noch rund 19V- Millionen Vrutto-Register-Tonnen besaß, wovon 
nach Abzug der Küstenschiffahrt (rund 272 Millionen Tonnen) und der sehr 
großen Zahl der für staatliche Zwecke (Transporte, Heeresversorgung, Wacht- 
dienst usw.) requirierten Schiffe nur 7'/-Millionen Tonnen für den Güterver- 
kehr verfügbar blieben. Es lagen aber auch Angaben aus englischer Quelle vor, 
die noch geringer lauteten. Um England zum Einlenken zu bringen, hielt es der 
Admiralstab sür ausreichend, wenn vom feindlichen und neutralen Schiffsraum, 
also nicht nur vom englischen, monatlich insgesamt rund 699 999 Tonnen, im 
ersten Monat etwas weniger'), in fünf Monaten also gegen 3 999 999 Tonnen, 
versenkt wurden, denn — so nahm er an — das Inselreich könne es aufs 
äußerste nicht ankommen lasien. Auch die moralische und psychologische Wir- 
kung von dauernden Schiffsverlusten^) war nach den schon bisher vorliegen- 
den Nachrichten ernstlich in Rechnung zu stellen. 
Die bis zum Mai monatlich steigenden Versenkungsziffern, die sich aus 
den Meldungen der Unterseeboots-Kommandanten und sonstigen Nachrichten 
ergaben, wurden für Februar auf rund 789 999, März 869 999, April 
1099999, Mai 879 999, zusammen etwa 3 699 999 Tonnen berechnet und 
übertrafen damit die gehegten Erwartungen erheblich3). Auch die aus dem 
Auslande weiterhin einlaufenden Berichte ließen die Hoffnung berechtigt 
erscheinen, daß die erstrebte entscheidende Wirkung des Unterseekrieges, wenn 
auch noch nicht zum 1.Juli oder I.August, so doch im Laufe des Jahres 
erreicht werden würde. 
Wie man an maßgebenden Stellen die Wirkungen und Aussichten des 
Unterseekrieges im einzelnen beurteilte, zeigt die oben erwähnte Denkschrift 
der Obersten Heeresleitung vom 11. Mai, wenn auch zu berücksichtigen bleibt, 
daß sie ihrer Bestimmung entsprechend vielleicht bewußt zuversichtlich abge- 
9 S. 83. — *) Vgl. S. 99. 
3) S.83. — Hinter diesen Zahlen blieben die tatsächlichen Schiffsverluste 
(einschl. größerer Beschädigungen, die durchschnittlich etwa 10 v. H. ausmachten) um 
reichlich 20 v. H. zurück (S. 83); sie betrugen im Februar 630 000, März 640 000, April 
930 000, Mai 650 000, zusammen 2 850 000 Tonnen (Mitteilung der Kriegswiss. Abtlg. 
der Marine).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.