Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

526 
Die Ereignisse am Balkan und in der Türkei. 
würde, ein befestigtes Lager zu halten, das den Hafen von Saloniki sichern 
24. Mai. kann." Etwas zurückhaltender urteilte General von Scholtz, der am 24. Mai 
nach Kreuznach meldete: „Da die Entwicklung der gesamten Kriegslage die 
Möglichkeit einer Aufgabe des Balkan-Unternehmens seitens der Entente 
nicht völlig ausschließt, so wurden hier schon vor längerer Zeit Erhebungen 
darüber angestellt, in welchem Umfange die unterstellten Armeen bewegungs¬ 
fähig sind." Das Ergebnis sei aber wenig befriedigend. Hierüber zu melden, 
halte er sich „im Hinblick auf etwaige Aufgaben, die der Heeresgruppe bei 
einem Abzüge des Feindes zufallen könnten, für verpflichtet". Sein Lagen-- 
bericht vom 2. Juni endete mit der Feststellung: „Ein völliger Abbau der 
mazedonischen Front durch die Entente ist zur Zeit noch unwahrscheinlich. 
Abtransport von Truppenteilen der Franzosen und Engländer ist möglich." 
Cr traf Vorbereitungen, um dem Gegner gegebenenfalls schnell folgen zu 
können. Angriffe erwartete er für die nächste Zeit nicht, denn der Gegner 
schickte sich anscheinend an, englische und französische Kampfdivisionen durch 
griechische und farbige Truppen zu ersetzen. 
Sehr viel bestimmter rechnete die Ober st eKriegsleitung nach 
4. J«ni. wie vor mit dem Rückzug des Gegners in Mazedonien. Am 4. Juni drahtete 
General Ludendorff an die Heeresgruppe: „Es kann kaum noch einem 
Zweifel unterliegen, daß die Entente schon im Abbau des Saloniki-Anter- 
nehmens begriffen ist. Allem Anschein nach beabsichtigt sie aber, Saloniki zu 
halten und auch weiterhin noch Hand auf Griechenland zu legen. Letzterem 
Zwecke soll die Verlegung stärkerer Kräfte nach Thessalien dienen, wobei 
gleichzeitig die Entente Hand auf die für die Ernährung Griechenlands so 
wichtige Ernte legt. Die endgültige Feststellung der Zurückziehung von eng- 
lischen und französischen Kräften aus der mazedonischen Front ist außer¬ 
ordentlich wichtig." Er habe sich daher an die bulgarische Heeresleitung 
gewandt, um durch sie den „Befehl zu gewaltsamen Erkundungen geben 
zu lassen". 
-2. Juni. Unterdessen aber wurde in Griechenland am 12. Juni König Konstantin 
zur Abdankung gezwungen; Venizelos übernahm die Regierung, fran¬ 
zösische Truppen rückten in Theffalien ein. Am Eintritt Griechenlands in 
den Krieg und damit an der allmählichen Einschiebung seines Heeres in die 
Saloniki-Front war nicht mehr zu zweifeln, wenn dieses auch sobald noch 
nicht zu einem schlagkräftigen Kriegswerkzeug werden konnte. 
Auf die Verhältnisse in Bulgarien war die russische 
Revolution nicht ohne Einfluß geblieben. Zar Ferdinand hatte entschieden 
dazu geraten, die Waffen an der Ostfront ruhen zu lassen'). Der Gedanke 
') S. 484.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.