Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Operative Pläne und Maßnahmen der russischen Heeresleitung. 
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schieben und bis dahin etwaigem feindlichen Angriff nur rein defensiv be- 
gegnen. Die Unterstützung der englisch-französischen Offensive sollte einst- 
weilen auf demonstrative Unternehmungen beschränkt werden. An der Kau- 
kasus-Front waren die in Persien begonnenen Operationen weiterzuführen. 
Das Drängen des Oberkommandos der Nordfront auf Verstärkung, 
der immer weiter um sich greifende Verfall des Heeres, der sich unter anderem 
in der Weigerung ganzer Truppenteile äußerte, Gefechtsbefehlen nach- 
zukommen, die begonnene Verbrüderung mit den Gegnern an der Front und 
schließlich der Inhalt von Berichten, die von den Fronten einverlangt waren, 
um die Bedeutung der revolutionären Bewegung wie auch der schlechten 
Versorgungslage aus die militärischen Entschlüffe zu klären, veranlatzten 
General Alexejew am 12. April, eine Weisung zu erlassen, die folgende i?. April. 
Hauptpunkte enthielt: „Das Festhalten am Angriffsgedanken ist um so not- 
wendiger, als der Gegner durch Verkürzung seiner Westfront bedeutende 
Reserven frei gemacht hat und mit diesen gegen uns offensiv werden kann, 
um den Schwächezustand auszunutzen, den er bei unserem Heere und Reiche 
voraussetzt. Ansere Verbündeten haben am 9. April entscheidende Ope- 
rationen gegen die Deutschen an der Westfront begonnen. Anter Berück- 
sichtigung der gegenwärtigen Lage, des Zustandes des Heeres und seiner 
Versorgung sowie unserer Verpflichtungen den Verbündeten gegenüber" war 
er entschlossen, an dem Grundgedanken der Offensive festzuhalten und unter 
günstigen Verhältnissen möglichst Mitte Mai „eine Reihe von Angriffen" 
auszuführen. Sollte der Gegner mit dem Angriff zuvorkommen, so beab- 
fichtigte er sogar, an allen Fronten, mindestens aber an zweien, an denen die 
Vorbereitungen am weitesten vorgeschritten sein würden, sofort zur Offen- 
sive uberzugehen. Die Fronten mußten dabei aber mit den Kräften aus- 
kommen, die sie gerade zur Verfügung hatten; nur der Nordfront wurde noch 
eine, wenn auch geringe Verstärkung von der Kaukasus-Front zugesagt. 
Diesen Plänen stimmten die Oberbefehlshaber der Fronten, die an- 
scheinend zur Stellungnahme aufgefordert wurden, nur teilweise zu. Während 
General Rußki als Oberbefehlshaber der Nordfront für die nächsten Monate 
lediglich Vorbereitungen zu hartnäckiger Verteidigung treffen wollte, sprachen 
sich sowohl General Gurko, der inzwischen für General Cwert die Westfront 
übernommen hatte, wie auch General Brufsilow, der Oberbefehlshaber der 
Südwestfront, für alsbaldige entschiedene Offensivoperationen aus. Ihrer 
Auffassung schloß sich General Alexejew nunmehr an, indem er darauf hin- 
wies: Je geringer die Standhaftigkeit der Truppen wäre, um so mehr müffe 
man mit ihnen aktive Operationen führen. Dadurch unterstütze man am fühl- 
barsten die Verbündeten und trage zur Hebung der Stimmung bei. Je eher 
die Truppen wieder an die Kampfarbeit gewöhnt würden, desto schneller
	        
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