Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Das russische Heer und d-ie Revolution. 
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Frieden fortzusetzen, hatte sich ein Rat der Arbeiter- und Sol- 
daten-Abgeordneten gebildet, der bald die Macht an sich riß und 
verlangte, daß alle Verfügungen an das Heer und an militärische Behörden 
von seiner Zustimmung abhängig sein sollten. So hatte schon am Tage vor 
der Abdankung des Zaren der Petersburger Arbeiter- und Soldatenrat den 
„Befehl Nr. 1"') an die Soldaten des Standortes zur sofortigen Ausführung 
und an die Arbeiter zur Kenntnisnahme ausgegeben. Cr enthielt die Ve- 
stimmung, bei allen Truppenteilen aus gewählten Vertretern Komitees zu 
bilden und auch Vertreter in den Arbeiterrat zu entsenden. Die Truppen- 
teile sollten sich in politischer Beziehung dem Rat der Arbeiter und Soldaten 
und ihren Komitees unterordnen, alle Mißverständnisse zwischen Offizieren 
und Soldaten sofort zur Kenntnis der Komitees bringen und nur solche 
Befehle der „Kriegskommission der Reichsduma" ausführen, die den Ve- 
fehlen und Erlassen des Arbeiter- und Soldatenrats nicht zuwiderliefen. 
Dieser Befehl fand im ganzen Lande und auch an der Front, ohne daß Pro- 
visorische Regierung oder Heeresleitung es zu hindern vermochten, weiteste 
Verbreitung. Mit ihm zogen die politischen Leidenschaften in die Truppen 
ein und untergruben die Stellung der Offiziere. 
Am 24.März wurde Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch, ohne die März. 
Stellung als Oberster Befehlshaber wirklich übernommen zu haben, auf 
Drängen des Arbeiter- und Soldatenrates wieder abgesetzt. General 
A l e x e j e w wurde sein Nachfolger. Cr hatte sich dem Kriegsminister gegen- 
über schon am 22.März sehr deutlich über die dauernd abnehmende Kampf- 
fähigkeit des Heeres geäußert und dabei darauf hingewiesen, daß die Deut- 
schen vor der Nordfront Angriffsvorbereitungen träfen. Petersburg sei 
bedroht; der Verlust der Hauptstadt aber, in der die hauptsächlichste Muni- 
tionserzeugung zusammengedrängt war, bedeute an sich schon „unsere 
Niederlage, das Ende des Krieges, blutigen Bürgerkrieg und das Joch 
Deutschlands". Er hielt es daher für unabweislich, das Heer wieder kämpf- 
fähig zu machen, die Disziplin in der Truppe und bei den Volksmassen wieder 
aufzurichten, das Vertrauen der Soldaten zum Offizier wieder zu festigen 
und nicht weiter Nachsicht zu zeigen gegenüber dem zersetzenden Einfluß des 
Arbeiter- und Soldatenrates. 
Die Sorge um Petersburg') gab Veranlassung, die Nordfront 
mit Tmppen von der West- und Südwestfront zu verstärken. Zwei Divi- 
sionen waren bereits von Molodeezno in den Raum von Riga in Marsch 
gesetzt, zwei Korps von Tarnopol und Proskurow nach Dünaburg folgten 
am 28. März. Auch innerhalb der Nordfront erfolgten Umgruppierungen 28. M»r,. 
') 3. N. Daniloff, „Dem Zusammenbruch entgegen", S. 171. — 2) Vgl. S. 486.
	        
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