Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Anzeichen bevorstehender russischer Offensive. 
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Auch bei der rum änis ch en Armee wurde jetzt mit planmäßiger 
Propaganda der Anfang gemacht. In den hierfür bei der Obersten Heeres- 
leitung ausgearbeiteten Richtlinien wurde auf die Pläne des Obersten 
Sturdza') hingewiesen, der als rumänischer Edelmann zum Wohl seines 
Vaterlandes gehandelt habe und noch handele. Die Truppe wurde auf- 
gefordert, nicht weiter für die Entente Kriegsdienste zu leisten. General 
von Geeckt war am 10. Juni der Ansicht, daß diese Propaganda bereits 
anfange, auf die Rumänen zu wirken. 
Der Monat Juni brachte nun aber die Frontreife der Kriegsministers 
Kerenski, der in zündenden Ansprachen die russischen Truppen zu Disziplin 
und neuer Angriffslust anspornte. General Alexejew war als Höchst- 
kommandierender durch General Vrussilow ersetzt worden. Es wurde ange- 
nommen, daß durch diesen der Offensivgedanke energischer und rücksichtsloser 
vertreten würde. Sowohl bei der russischen Heeresleitung wie bei den zur 
Zeit maßgebenden Regierungsstellen war der Wille zu neuer Offensive also 
offensichtlich vorhanden. Ob die Masse der russischen Infanterie folgen 
würde, war abzuwarten. Jedenfalls nahm aber im Verlauf des Juni die 
Gefechtstätigkeit weiter zu, namentlich an der Front der Heeresgruppe Vöhm- 
Ermolli. Seitens der Mittelmächte unterlagen auch weiterhin alle Kampf- 
Handlungen noch Beschränkungen. So hieß es in einem Vesehl des Ober- 
befehlshabers Ost vom 7.Juni: „Jede Kampfhandlung soll die Ver- 7.Z«nt. 
geltung für eine russische Kampfhandlung sein. Möglichst nach jeder Kampf- 
Handlung ist den Russen bekanntzugeben, daß es sich um eine Vergeltung 
ihrer eigenen Kampftätigkeit handelt." 
Man war auch keineswegs gewillt, wegen etwaiger feindlicher Angriffe 
an einem Frontteil die ganze Propaganda einzustellen. Vielmehr sollte dann 
an allen anderen Fronten in der deutschen Propaganda darauf hingewiesen 
werden, daß die russische Kampftätigkeit und die Angriffsvorbereitungen vor 
der Heeresgruppe Vöhm-Ermolli im österreichischen Galizien mit den rus- 
fischen Erklärungen und Wünschen nach einem Frieden ohne Annexionen2) 
nicht vereinbar seien. Als sich aus Frontunterhaltungen ergab, daß mit bal- 
diger Abtrennung der ukrainischen Truppenteile von den großrussischen zu 
rechnen und daß bei den Ukrainern der Friedenswille besonders stark aus- 
geprägt sei, wurde versucht, diese Gegensätze durch ein Flugblatt zu vertiefen. 
Auch die Verschiedenheit der russischen Interessen von denen der Entente 
wurde den russischen Soldaten durch periodisch erscheinende Zeitungen immer 
wieder vor Augen geführt. Alle derartigen Druckschriften wurden von den 
~7) Vd. XI, S. 396. 
2) S. 494 und 500.
	        
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