Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Der Krieg im Osten. 
3. April. Die russischen Verluste waren sehr groß, unzählige Flüchtende hatten 
in den Fluten des Stochod den Tod gefunden. 3000 Mann wurden ge- 
fangen, zehn Geschütze, 90 Maschinengewehre und 42 Minenwerfer bildeten 
die Beute. Die eigenen Verluste beliefen sich auf 400 Mann. Der Muni¬ 
tionsverbrauch betrug 79 000 Schuß der deutschen und 26 500 der öster¬ 
reichisch-ungarischen Artillerie, außerdem rund 1100 schwere, 4900 mittlere 
und 4000 leichte Minen. 
Die russische Infanterie hatte sich nicht gut geschlagen. Dies war wohl 
zum Teil auf die Schwächung ihres Kampfwillens durch die Revolution 
zurückzuführen. Vor allem aber hatte das wuchtig zusammengefaßte Artillerie-- 
feuer bei den in überfluteten Gräben und Unterständen zusammengepferchten 
Truppen den Rest der Kampfmoral zerschlagen. Der schnelle Verlauf des 
Infanterieangriffs war das Ergebnis vorzüglicher Artilleriewirkung und 
innigen Zusammenarbeitens mit der Artillerie gewesen. Auch die Flieger 
hatten zum Erfolg entscheidend beigetragen, indem sie dauernd und zuverlässig 
über die Bewegungen der Russen und den Stand des eigenen Infanterie- 
kampfes meldeten, wobei ihnen allerdings das Fehlen feindlicher Flieger- 
abwehr sehr zustatten kam. 
4. vis Die Waffentat von Toboly fand die vollste Anerkennung des Obersten 
e. April. Kriegsherrn. Angesichts der an der russischen Front inzwischen eingeleiteten, 
auf Frieden abzielenden Propaganda unterblieb jedoch auf Wunsch des 
Reichskanzlers die Bekanntgabe im Heeresbericht. Als dann aber die Russen 
am 6. April selbst die Schwere ihrer Verluste veröffentlichten, lag auch für 
Zurückhaltung der deutschen Berichterstattung kein Grund mehr vor. Freilich 
war das Unternehmen von Toboly nur von örtlicher Bedeutung und hat auch 
für die deutsche Propaganda nicht die befürchteten Folgen gehabt. Wohl 
aber haben die dabei gesammelten Erfahrungen über Zusammenballung 
der Artilleriewirkung und Zusammenarbeit zwischen Infanterie und Artil¬ 
lerie beim Durchbruch wertvolle Anregungen für die spätere Durchführung 
solcher Angriffe in größerem Ausmaße an der Ost- und an der Westfront 
geliefert. 
Fortsetzung der Propaganda. Oster-Waffenruhe. 
Im Anschluß an das Stillschweigen des Heeresberichtes über den Sieg 
von Toboly teilte General Ludendorff dem Oberbefehlshaber Ost am 
5. April mit, daß es keineswegs die Absicht der O b e r st e n Heeres¬ 
leitung sei, aussichtsvolle, der Verbesserung der Stellung dienende Unter¬ 
nehmungen an der Ostfront in irgendeiner Weise zu unterbinden; sie seien im 
Gegenteil recht nützlich, um Klarheit über den Zustand des russischen Heeres
	        
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