Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Der Verlust des Wytschaete-Bogens. 
z«ni. Angriff gegen die neue Stellung durchführen würde. Das Abbrechen des 
Gefechts unter dem Feuer einer voll entwickelten feindlichen Artillerie und 
gedrängt von einem zum Angriff entschlossenen, noch ungeschwächten Gegner 
mußte zu erheblichen Verlusten an Menschen und Gerät führen und kam 
einer Niederlage gleich, die dem Feind nichts kostete und uns nicht einmal 
Zeitgewinn verschaffte. Der Feind hätte kampflos die Grundlagen für die 
Durchführung seiner Hauptoperation gewonnen, die er erstrebte... 
Wir selbst haben jedenfalls durch die Kämpfe um den Wytschaete-Bogen 
Zeit gewonnen, um unseren Aufmarsch für die kommende Entscheidungs¬ 
schlacht in einer ganz anderen Weise zu vollenden, als es bei vorherigem 
Aufgeben des Wytschaete-Bogens möglich gewesen wäre ... 
Daß unsere Artillerie in den letzten Tagen vor dem 7.Juni so rasch durch 
die feindliche überflügelt wurde und am 7.Juni morgens teilweise nieder¬ 
gekämpft war, lag an der überwältigenden Übermacht der feindlichen Luft¬ 
streitkräfte. Wäre es möglich gewesen, der 4. Armee nur acht Tage früher die 
nach der Schlacht eintreffenden Verstärkungen an Fliegern zuzuführen, so 
hätte unsere Artillerie trotz ihrer Anterlegenheit an Zahl die Bekämpfung 
der feindlichen mit Erfolg fortsetzen können. Nach meiner festen Überzeugung 
wäre die Schlacht dann wesentlich günstiger verlaufen." 
Dieser Auffassung steht entgegen, daß Feldmarschall H a i g nur die 
eine Besorgnis hatte, die Deutschen könnten vorzeitig ausweichen; andern¬ 
falls glaubte er sich des Erfolges sicher. Wären die Deutschen, als erkannt 
war, daß der englische Angriff dicht bevorstand, unter Belastung von 
Postierungen in der alten Stellung freiwillig ausgewichen, zunächst in die 
II. (Höhen-) Stellung Wytschaete—Messines, so hätten sie gewiß erhebliche 
Mengen von Material und Munition liegen lasten müssen. Daran aber, daß 
die Truppen, Infanterie wie Artillerie, ohne große Verluste zurückgekommen 
wären, kann nach allen sonstigen Erfahrungen des Krieges kein Zweifel sein. 
Es haben doch auch bis zur Nacht zum 7. Juni noch Ablösungen statt¬ 
gefunden. Daß der Gegner die Bewegung rechtzeitig erkannt und in sie 
hinein scharf nachgestoßen hätte, ist kaum anzunehmen. Sicher aber wäre der 
schwere Rückschlag des 7. Juni dem deutschen Heere erspart geblieben. Die 
Lage hatte sich eben seit der Entscheidung vom 30. April grundlegend geändert, 
indem — wie das Gruppenkommando Wytschaete am 3. Juni meldete — 
der Gegner artilleristisch völlig die Oberhand gewonnen hatte, und gleich¬ 
zeitig die eigenen Luftstreitkräfte als durchaus unzureichend erkannt waren. 
Am 3. Mai hatte die Heeresgruppe, wie man rückschauend wohl sagen kann, 
zutreffend geschrieben: „Behalten wir artilleristisch die Vorhand", so wird 
der Angriff abgewiesen werden. Was geschehen sollte, wenn die Vor¬ 
bedingung sich nicht erfüllte, scheint seinerzeit nicht erörtert worden zu sein.
	        
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