Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Sorgen der Engländer und Besprechungen in Paris. 
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Staaten eine halbe Million Soldaten im Feld haben und auch die Blockade 
würde weiter schwächend auf die Mittelmächte gewirkt haben. Man solle 
also im Westen in der Abwehr bleiben und die überschüssigen Kräfte unter- 
dessen z. 23. in Syrien gegen die Türkei, demnächst gegen Bulgarien und 
schließlich vielleicht sogar gegen Österreich-Ungarn einsetzen. Man müsse aber 
auch mit der Möglichkeit rechnen, daß man in einigen Monaten genötigt sein 
könne, Frieden zu schließen. Wenn Rußland zusammenbreche, würde es 
über unsere Kraft gehen, Deutschland niederzuringen, da die Blockade dann 
großenteils unwirksam und die gesamte deutsche Streitmacht gegen die West- 
mächte frei werde. Man könne aber nicht in Friedensverhandlungen mit 
einem Feinde treten, der weite Gebiete des eigenen Landes besetzt halte, ohne 
daß man Mesopotamien und Syrien in Besitz habe. Cs käme hinzu, daß, 
wenn Frankreich wirklich nicht mitmachen wolle, England gar nicht die Kräfte 
habe, allein vorzugehen, denn die Ersatzlage werde sich durch das Schiffsbau- 
Programm in nächster Zeit weiter versteifen. 
Der Premierminister blieb aber mit seiner Auffassung allein. Die 
Mehrheit des Kabinetts erklärte, daß Rußland und Italien Anspruch auf 
tatkräftige Hilfe hätten; noch stünden die Verbündeten auf der Höhe ihrer 
Leistungsfähigkeit. Ob diese aufrechterhalten werden könne, sei angesichts 
der Schiffsverluste fraglich. Ein Zurückgehen auf die Defensive müsse die 
moralische Widerstandskraft erschüttern; in Frankreich hätten bei Ablehnung 
der Beteiligung an der internationalen, sozialistischen Konferenz in Stock- 
Holm jetzt schon in der Kammer nur zwei Stimmen den Ausschlag gegeben. 
Wenn nicht die Front des Gegners, so müsse wenigstens seine Kampffreudig- 
keit durch Fortsetzung der Offensive zerbrochen werden. Für eine bevorstehende 
Aussprache mit der französischen Regierung wurde festgelegt: Die Franzosen 
sollten gedrängt werden, ihre Offensive fortzusetzen; ließen sie sich dazu nicht 
im gewünschten Maße bestimmen, so wäre völlige Handlungsfreiheit für 
England und Wiederbesetzung der im Winter übernommenen Frontteile 
durch das französische Heer zu fordern. 
Die Aussprache fand am 4. Mai in Paris statt. Französischer- 4.Mai. 
seits nahmen daran teil: Ministerpräsident Ribot, Kriegsminister Pain- 
levs, Marineminister Admiral Laeaze, die Generäle Rivelle und Pstain; 
englischerseits Premierminister Lloyd George, der Vertreter des Aus- 
wältigen Amtes Robert Cecil, Feldmarschall Haig, General Robertson, 
Admiral Iellicoe. Nachdem die Minister und militärischen Befehlshaber 
zunächst gesondert verhandelt hatten, verlas General Robertson folgende 
Erklärung: Die Generale Pötain und Rivelle, Feldmarschall Haig und er 
selbst seien nach Prüfung der Lage „in voller Übereinstimmung zu dem
	        
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