Fortgang der Kämpfe. Lage an der deutschen Front.
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Auch die 1. Armee, insonderheit ihre Gruppe Prosnes, mußte also vorläufig
im großen auf Abwehr eingestellt bleiben, was nicht ausschloß, daß jede Mög-
lichkeit ausgenutzt werden sollte, durch gut vorbereitete, örtliche Vorstöße
Stellungsverbesserungen zu erkämpfen.
Lage und Kampfverhältnisse am rechten Flügel der 3. Armee hatten
sich nicht geändert. Dort neu eingesetzte französische Kräfte wurden nicht als
Angriffstruppen gewertet.
Bei allen Armeen der deutschen Schlachtfront bestand der dringende
Wunsch nach Verstärkung der L u f t st r e i t k r ä f t e, da sich feit einiger Zeit
die Überlegenheit der französischen Flieger empfindlich fühlbar machte. Sie
hinderten die Tätigkeit der eigenen Artillerieflieger sowie die Fernaufklärung
und ermöglichten dem Feinde wirksame Bekämpfung der deutschen Batterien.
Dieser Umschwung gegenüber der in der Vorbereitungszeit der Schlacht
geübten Zurückhaltung und der einwandfreien Unterlegenheit in der ersten
Kampfzeit hatte sich mit der Verstärkung der französischen Iagdkräfte (Spad-
Kampfeinsitzer) vollzogen. Trotz Einsatzes bis zum letzten und hervorragender
Leistungen konnten die deutschen Flieger bei starken eigenen Verlusten die
Überlegenheit in der Luft nicht mehr aufrechterhalten. Die Armeen suchten
sich durch jeweilige Zusammenfassung von Jagdstaffeln zu Iagdgruppen sowie
durch nachbarliche Unterstützung zu helfen. Die Vermehrung im besonderen
der Jagdstaffeln wurde dringlich. Die Oberste Heeresleitung
konnte aber eine Erhöhung des durch Anspannung aller Kräfte der Industrie
erreichten Bestandes von 37 Jagdstaffeln nicht in baldige Aussicht stellen und
sagte, zunächst gelte es, die großen, durch die wochenlangen, schweren Kämpfe
hervorgerufenen Ausfälle zu ersetzen und wieder eine dem Abgang ent-
sprechende Reserve zu schaffen; erst dann würde die Aufstellung weiterer
Jagdstaffeln angeordnet werden; unterdessen müsse versucht werden, der zah¬
lenmäßigen Überlegenheit der feindlichen Flieger durch Zusammenfassung
von Jagdstaffeln — wie bereits mit Erfolg geschehen — und durch rücksichts¬
los Entblößung der Nebenfronten zu begegnen.
b) Die Kämpfe der 7. Armee.
Lebhafte Kämpfe dauerten auch nach dem 8. Mai an der ganzen Schlacht- s. bis 31. Mai.
front der 7. Arm e e fort, vor allem in der Gegend des Winterberges, wo
die frisch eingefetzten französischen Divisionen zunächst weiter angriffen.
Etwa vom 12. Mai ab ließ die Kampftätigkeit der Franzosen aber merklich
nach, um erst gegen Ende des Monats am Winterberg noch einmal heftig
aufzuflammen. In der Zwischenzeit entfalteten die deutschen Kampfdivisionen
an verschiedenen Frontstellen eine lebhafte Initiative in örtlich begrenzten
Vorstößen. Im einzelnen waren die Vorgänge folgende: