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Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne.
i. bi» z. Mai. Die sehr schweren und verlustreichen Kämpfe der letzten Zeit hatten
sowohl die 5. wie die 6. Infanterie-Division stark mitgenommen. General-
leutnant Freiherr von Lüttwitz hatte deshalb am 1. Mai ihre sofortige Ab¬
lösung durch die ihm zur Verfügung gestellte 33. Infanterie-Division des
Generalmajors Scheuch und durch die 10. Crfatz-Division des Generals der
Infanterie Freiherrn von Gayl befohlen. AlsCingreif-Division für die Gruppe
Prosnes wurde bis zum 4. Mai frühmorgens die 54. (württembergische)
Reserve-Divifion aus dem Kampfgebiet der 3. Armee über die Suippes in
die Gegend von Pont Faverger und Betheniville gezogen. Die Heeres¬
gruppe stellte ferner die 242. (württembergische) Infanterie-Division dem
General von Velow zur Verwendung als Cingreistruppe zur Verfügung; sie
sollte bis zum 4. Mai morgens um Epoye und St. Masmes an der Naht der
Gruppen Reims und Prosnes mit ihren fechtenden Teilen versammelt fein.
General von Velow erwartete den Sturmangriff der Franzosen am
4. Mai und sollte sich nicht getäuscht sehen.
Der Angriff gegen die Gruppen Aisne und Vrimont.
«. Mai. Gegen 8° morgens am 4. Mai brachen nördlich von Reims die Sturm-
kolonnen des französischen II. Korps und der 41. Division des VII. Korps
gegen die Front der 4. und 54. Infanterie-Division sowie der Garde-Ersatz-
Division von der Aisne bis Vermöricourt einschließlich vor. In der dichten
Rauch- und Staubwolke wurden die vordersten deutschen Linien überrannt,
dann fing sich der Stoß im Feuer der nicht niedergekämpften Maschinen¬
gewehre und an dem schnell erstarkten Widerstand der Stellungsbefatzungen.
Heftigste Nahkämpfe, von beiden Seiten durch nachdrängende Angriffswellen
und gegenstoßende Kampfreserven genährt, entbrannten. Nach stundenlangem
Ringen war der Angreifer wieder zurückgedrängt; am rechten Flügel der
54. Infanterie-Division war ein unbedeutendes Stellungsstück südlich der
Ferme Ste. Marie beim Abschluß der Infanteriekämpfe am Abend in feiner
Hand geblieben. Nur das südlichste Angriffsziel, den dicht vor der Sturmaus-
gangsstellung gelegenen Ort Bermöricourt, hatte das französische VII. Korps
mit der 41. Division erreichen können; am Nachmittage war der Feind aber
auch hier von der Garde-Crsatz-Division wieder hinausgeworfen worden. Alle
Versuche, die die Franzosen im Laufe des Tages gemacht hatten, den Angriff
durch Vorwerfen frischer Kräfte wieder in Fluß zu bringen, zerflatterten im
wirksamen Feuer der deutschen Batterien. Die Niederlage war so verlust¬
reich, daß General Mazel von weiteren größeren Angriffen an dieser Front
zunächst Abstand nahm.