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Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne.
März, deutung war hierbei, daß sie eine starke Artilleriegruppe von rund 30 Bat¬
terien um letztgenannten Ort zeigten. Auch sonst glaubte man bei der fran-
zösischen Artillerie trotz ihrer im allgemeinen geübten Zurückhaltung eine
Vermehrung der Batterien zu beobachten.
In der Ostchampagne waren die Kämpfe um die Höhenstellung bei der
Ferme Maisons de Champagne') wieder aufgeflammt. Hier hatten am
8. März die Franzosen nach starker Feuervorbereitung erneut angegriffen
und waren durch den zähen Widerstand der 51. Reserve-Division gezwungen
worden, sehr namhafte Kräfte und immer mehr Artillerie einzusetzen, bis sie
am 15. März den größten Teil der erbittert umkämpften Höhe zurückgewonnen
hatten. Am 27. März nahm die 51. Reserve-Division in überraschendem
Angriff dem Gegner die ganzen Stellungen auf der Höhe wieder fort und
behauptete sie auch gegen heftige Gegenangriffe.
Tag und Nacht herrschte lebhafter Verkehr hinter den französischen
Linien zwischen Vailly und Reims, sonst aber deutete nichts auf das nahe
Bevorstehen eines großen Angriffs. Weder war irgendwo eine Verdichtung
der französischen Frontbesetzung festzustellen noch trat die Ansammlung der
starken Luftstreitkräfte, die nach der großen Zahl der Flughäfen doch vor-
handen sein mußten, anders als in einer starken Luftsperre über den fran¬
zösischen Linien in Erscheinung.
Trotz dieser Sperre konnte die deutsche Luftaufklärung aber fast täglich
den zum Teil sprunghaften Fortschritt der Vorbereitungsarbeiten für den
Angriff in der immer dichteren Anhäufung von Flugzeughallen, Zelt- und
Barackenlagern zwischen Fismes und Reims und südöstlich von Reims be-
stätigen. Es gelang ihr auch festzustellen, daß ein Teil der inzwischen auf
die Zahl von 23 gestiegenen Cisenbahnklauen mit Geschützen besetzt war.
Westlich der Linie Vendresse—Fismes konnte die Bilderkundung keine der¬
artigen Angriffsvorbereitungen feststellen, was den Schluß zuließ, daß der
Westflügel des kommenden Angriffs wohl in der Gegend von Soupir liegen
würde, alfo da, wo die Aisne aufhörte, Fronthindernis zu sein. Zusammen
mit der Erdbeobachtung wurden nach und nach viele neue und die Wieder-
besetzung zahlreicher alter Batteriestellungen erkannt, aus denen der Gegner
sich möglichst unauffällig einzuschießen begann. Der französische Artillerie-
aufmarfch zur Schlacht war ohne Zweifel im Gange.
Als Auftakt eines Umfassungsangriffs gegen die Ecke von Conds konnten
die Kämpfe erscheinen, die beim Nachdrängen der Franzosen vor der neuen,
nach Westen gerichteten Front der 7. Armee, insbesondere vor dem Abschnitt
Vauxaillon—Laffaux^), bereits entbrannt waren; hier hatten die Franzosen
zwei Divisionen neu eingesetzt. Der Hauptstoß blieb aber immer aus süd-
») S. 279. — -) S. 149.