Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Betrachtungen. — Bewegliche Abwehr, Artillerie, Tanks. 275 
Jagdstaffeln wesentlich erschwert worden. Vielleicht standen ihm auch nicht 
mehr so unbeschränkte Munitionsvorräte zur Verfügung. So hatte die durch- 
aus noch kampfkräftige deutsche Artillerie den feindlichen Ansturm in vielen 
Fällen zusammen mit der Infanterie schon abschlagen können, bevor er die 
eigenen Linien erreichte; zum mindesten aber war sie in der Lage geblieben, 
beim feindlichen Einbruch den Infanteriekampf entscheidend zu unterstützen. 
Oftmals — in besonders vorbildlicher Weise am 11. April bei Vullecourt 
und am 23. April bei Gusmappe — war es ihr sogar gelungen, einen solchen 
Feuerriegel hinter den eingebrochenen Feind zu legen, daß dieser schließlich 
eine größere Zahl von Gefangenen in der Hand der zum Gegenstoß vorgehen- 
den Infanterie ließ. Bewegliche Artillerie-Reserven hatten sich vortrefflich 
bewährt. Sie waren sowohl gegen größere feindliche Einbruchsstellen wie 
zur Unterstützung der eigenen Gegenangriffe mit Erfolg verwandt worden. 
Der Munitionsverbrauch war allerdings erheblich gestiegen. Mehrfach hatten 
Divisionen an Großkampftagen bis zu 50 000 Schuß verbraucht, die 3. baye- 
rische Infanterie-Division vom 12. bis 25. April allein rund 185 000 Schuß. 
Am 9. Mai mußte die Oberste Heeresleitung mahnend darauf hinweisen, 
daß die Reserven im schnellen Schwinden seien. 
Wenn die Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht nach der Somme-Schlacht 
geurteilt hatte, gegen die feindlichen Kampfwagen könne die Infan- 
terie verhältnismäßig wenig ausrichten, und wenn die Tanks am 9. April vor 
allem bei der Gruppe Arras nachhaltig gewirkt hatten, von einer Division 
geradezu als „zur Zeit gefährlichster Feind" bezeichnet worden waren, so 
schien diese Auffassung durch die Vernichtung zahlreicher Tanks am 11. April 
bei Vullecourt widerlegt zu sein. Dabei wurde aber doch zu wenig berück- 
sichtigt, daß hier eine ausgeruhte und besonders ausgebildete Truppe nach 
nur kurzem Feuer angegriffen worden war. Die Artillerie war noch unge- 
schwächt, gut mit Munition versehen, ihre Verbindungen waren kaum gestört 
gewesen, so daß beobachtetes Feuer möglich war. Daher hatten das deutsche 
Abwehrverfahren und feine Kampfmittel die Probe nicht nur gegen die ein- 
brechende Infanterie, sondern auch gegen die Tanks bestanden. Die Berichte 
aus der Front wiesen mit Stolz auf den Erfolg hin. Die besonderen Am- 
stände, die ihn ermöglicht hatten, traten demgegenüber zurück. Das ange- 
wandte Verfahren erschien vorbildlich und allgemein anwendbar. Die Heeres- 
gruppe schrieb am 28. April: Die letzten Kämpfe hätten gezeigt, daß von den 
Tanks wenig zu befürchten sei. Die aus ihren Besatzungen gemachten Ge- 
fangenen hätten übereinstimmend die Tanks für ein verfehltes Kampfmittel 
erklärt, das bis jetzt keine besonderen Erfolge erzielt habe. Der moralische 
Erfolg sei zwar am 9. und 10. April groß gewesen, habe sich seit der geglückten 
Abwehr jedoch abgeschwächt. Dieser Eindruck blieb im weiteren Verlaufe 
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