Abermaliger britischer Großangriff.
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leriefeuer zerschlagen worden. Zu den anscheinend beabsichtigten Angriffen
kam es nicht.
Von den rückwärtigen Divisionen waren nur zwei Regimenter der
50. Reserve-Division, eines der 4. Ersatz-Division und die 6. bayerische Re-
serve-Division als Kampfreserven auf das Schlachtfeld vorgezogen worden,
ohne daß ihr Einsatz nötig geworden war.
Armee und Heeresgruppe sprachen die Angriffe dieses Tages als erneuten
„Durchbruchsversuch" an, der unter schweren Verlusten für die Eng-
länder gescheitert sei. Der einzige Gewinn des Gegners war die Einnahme
des Dorfes Arleux.
Unterdessen hatte der Oberbefehlshaber der 6. Armee ge-
wechselt. Am 18. April war der langjährige Generalgouverneur in Belgien,
Generaloberst Freiherr von Vissing, verstorben. Als Nachfolger für den
schwierigen Posten in Brüssel kam nur ein Mann von großer Erfahrung
und politischem Geschick in Frage. Die Wahl fiel auf Generaloberst
von Falkenhausen, eine „besonders hervortretende Persönlichkeit",
der die Oberste Heeresleitung „auch in der neuen Stellung vollstes Vertrauen
entgegenbrachte"'). Bereits am 22.April für den neuen Posten ernannt,
hatte er auf kaiserliche Anordnung den Befehl bis zum Eintreffen des Nach¬
folgers, General der Infanterie Otto von Below, bisher Oberbefehls-
haber in Mazedonien, weiter geführt. Dieser war am 28. April in Tournai
eingetroffen und hatte noch während der Kämpfe am Nachmittage dieses
Tages den Befehl über die 6. Armee übernommen.
In der folgenden Nacht setzte das englische Feuer auf der ganzen Kampf-
front nur zeitweise aus. Die deutschen Divisionen gliederten sich wieder in
die Tiefe. Am frühen Morgen des 29. April drang der Feind mit neu 29. April,
herangeführten Verbänden nochmals in Oppy ein, wurde aber von der
1. Garde-Neferve-Divifion durch Gegenstöße wieder hinausgeworfen. Der
hart westlich des Ortes liegende Park konnte erst gegen Abend zurückerobert
werden. Weiter südlich wurde morgens ein englischer Vorstoß beim Bahn-
Hof Roeux abgewiesen. Südlich der Searpe kam es zu keinen Infanterie-
kämpfen.
Die feindlichen Verluste des 28. und 29. April stellten sich als sehr
schwer heraus. Von Oppy bis Roeux wurden nach Meldungen der Truppen
allein 2000 gefallene Engländer gezählt. Die Zahl der eingebrachten Ge¬
fangenen stieg auf mehr als 1000, dazu 67 Maschinengewehre.
') Ludendorff: „Kriegserinnerungen" S. 341.