Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Ursachen des Mißerfolges. — Die Ansicht der O. H. L. 
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wäre ihre Ablösung sofort zu veranlassen gewesen. Die Kampfreserven — 
zu denen hierbei auch die zur Ablösung bereitgestellten Divisionen gerechnet 
wurden — seien in der Abwehrschlacht, wie ständig betont worden sei, so nahe 
heranzuhalten, daß sie zum Gegenstoß sofort eingesetzt werden könnten^). Teile 
der bereit gehaltenen Divisionen gehörten zunächst etwa in die III. Stellung 
als Sicherheitsbesatzung, die Masse in Ruhe dahinter. Die Artillerie dieser 
Divisionen werde zweckmäßigerweise zur Abwehr eines feindlichen Durch- 
bruchs in Lauerstellung eingebaut, einige Batterien als bewegliche Reserve 
bereit gehalten. Die Artillerie habe in den Tagen vor dem 9. April unver- 
hältnismäßig wenig geschossen, womit sich die geringe Wirkung des eigenen 
Feuers gegen die feindliche Artillerie und Infanterie erkläre. Munition sei 
ausreichend vorhanden gewesen. Auch seien die Verstärkungs-Vatterien 
anscheinend zu spät eingetroffen. Ferner wies die Oberste Heeresleitung 
darauf hin, daß mit tagelanger feindlicher Feuervorbereitung nicht mehr mit 
Sicherheit gerechnet werden dürfe; auch künftig könne der Gegner den Erfolg 
unter Umständen nach kurzer artilleristischer Vorbereitung in der tlber- 
raschung suchen. 
In späteren Feststellungen wurden als die hauptsächlichsten und ent- 
scheidenden Ursachen für den Mißerfolg immer wieder zu spätes Vorführen 
der Reserven, insbesondere der Divisionen zweiter Linie, sowie unzureichende 
Verwendung der Artillerie wie ihrer Munition vor und während des feind- 
lichen Angriffs hervorgehoben. Der Gedanke eines schuldhaften Versagens 
der Truppe wurde abgelehnt; eine Verfügung vom 22.April begann mit den 
Worten: „Die Tapferkeit unserer Infanterie steht fest." 
i) Die Vorschrift über die Abwehrschlacht in der damals gültigen Ausgabe wies 
— da „Reserven zu spät kommen, wenn sie erst aus der Front genommen werden 
müssen" — auf die „ernste Pflicht der A. O. Ks. und Gen. Kdos." hin, „hinter der 
Front möglichst viel geschlossene Divisionen bereitzustellen; sie dienen gleichzeitig zur 
Ablösung ermüdeter Divisionen aus der Front". Sonstige Unterlagen dafür, daß die 
O. H. L. die Divisionen zweiter Linie so dicht an die Front herangeschoben wissen 
wollte, daß sie noch am ersten Angriffstag als „Kampfreserven" zu Gegenstößen oder 
Gegenangriffen eingesetzt werden könnten, waren in den Akten nicht zu finden. In der 
Somme-Schlacht waren Divisionen zweiter Linie niemals zum Gegenangriff bereit- 
gehalten worden. Nur einmal, Ende September, sind zwei aus Infanterie und Artil¬ 
lerie bestehende „Kampsreserve-Gruppen" hinter besonders bedrohte Abschnitte gestellt 
worden, ohne daß sie zum Einsatz beim feindlichen Angriff kamen (Bd. XI, S. 77).Die 
für den Kampf bei Arras zur Verfügung gestellten Divisionen sind von O. H. L., Hgr. 
und A. O. K. 6 — soweit Aufzeichnungen Aufschluß geben — immer als „Ablösungs- 
Divisionen" bezeichnet worden, während der Begriff der „Cingreif-Divifionen", der 
inzwischen bei der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz entstand, erst in den nächsten 
Wochen allgemein eingeführt wurde (vgl. S. 291).
	        
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