Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Tankangriff bei Bullscourt. — 
Wechsel des Generalstabschefs der 6. Armee. 229 
Vei der Ober st en Heeresleitung war man angesichts des 
überraschend großen feindlichen Erfolges am ersten Angriffstage schwer be- 
troffen gewesen. General Ludendorff selber hatte, wie er nach dem Kriege 
schrieb'), „dem erwarteten Angriff mit Vertrauen entgegengesehen" und war 
nun „tief niedergeschlagen". Nach den beiden schweren Rückschlägen vor 
Verdun gegen Ende des Jahres 1916 bildete der 9. April einen schlechten 
Beginn des Entscheidungskampfes im Jahre 1917. Die Sorge drängte sich 
auf, ob die in den letzten Monaten festgelegten Grundsätze für die Abwehr 
feindlicher Großangriffe die Probe bestehen würden. Die Gründe für den 
tiefen feindlichen Einbruch konnten aber nicht sofort erkannt werden. Man 
glaubte sie in nicht glücklichen Maßnahmen des Armee-Oberkommandos 6 
zu erkennen und erwog seinen Ersatz durch das an der Siegfried-Front frei- 
werdende, für die Champagne bestimmte Armee-Oberkommando 1. Doch 
wies deffen Chef, der in Abwehrkämpfen als besonders erfahren geltende 
Oberst von Löhberg, darauf hin, daß das Oberkommando 6 in die 
Kampfverhältnisie bei Arras eingearbeitet sei. So unterblieb ein vollständi- 
ger Wechsel, doch wurden am 11. April vormittags der Generalstabschef und 
der Erste Generalstabsoffizier der 6. Armee durch Oberst von Löhberg mit 
seinem bisherigen Ersten Generalstabsoffizier erseht. Die im Anschluß daran 
vom Generaloberst von Falkenhausen vorgebrachte Bitte, auch ihn als den 
verantwortlichen Oberbefehlshaber seiner Stellung zu entheben, wurde vom 
Obersten Kriegsherrn abgelehnt, der ihn weiter seines vollen Vertrauens 
versicherte. 
Im übrigen stand die Oberste Heeresleitung vor der schwierigen Auf- 
gäbe, eine Einbruchsstelle von rund 18 Kilometer Breite und bis zu sechs 
Kilometer Tiefe nach sehr hohem Ausfall an Menfchen, Geschützen und 
Munition durch neue, für weitere Großkämpfe geeignete Kräfte wieder zu 
schließen. Dabei mußte die Abwehr, wenn man nicht auf die noch völlig 
unfertige Wotan-Stellung ausweichen wollte, künftig zumeist in einem Ge- 
lande geführt werden, in dem jegliche vorbereitete Stellung fehlte. Ange- 
sichts des noch bevorstehenden Ansturms der Franzosen an der Aisne und 
in der Champagne war daher besonders sorgfältige Regelung des Einsatzes 
von Tmppen und Munition dringendes Gebot. 
Aus dem Verlauf der Kämpfe am 11.April hatte die Gruppe 
Arras, die an diesem und dem Vortage vom feindlichen Hauptstoß ge- 
troffen war, den Eindruck gewonnen, daß der Feind am 9. April abends 
seinen unbestreitbar großen Erfolg nicht genügend ausgenutzt habe, daß er 
') „Kriegserinnerungen", 6.334.
	        
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