Erwägungen über etwaiges Ausweichen.
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Heranziehung von anderen Armeen der Heeresgruppe wurde empfohlen.
Nachrichtentruppen wurden zugeteilt, von den erbetenen Flieger-Einheiten
nur der vierte Teil.
Gleichzeitig mit den Forderungen für die Abwehrschlacht hatte die
Heeresgruppe auch die Frage aufgeworfen, ob die Reserven der
Obersten Heeresleitung überhaupt ausreichen würden, um nötigenfalls zwei
große Abwehrschlachten zugleich, gegen die Engländer bei
Arras, gegen die Franzosen an der Aisne, und daneben vielleicht noch feind-
liche Ablenkungsangriffe an anderen Abschnitten durchzuhalten. Sie kam auf
den schon von Hauptmann Geyer im Auftrage der Obersten Heeresleitung
geprüften Gedanken zurück, ob nicht für die 6. Armee unter Umständen im
Lause des Kampfes ein Ausweichen auf die Wotan-Stellung in Frage käme.
Es könne sich dabei nicht um planmäßige Räumung wie bei „Alberich"
handeln, sondern nur um Ausweichen in einer Kampfpause, wie sie auch in
der großen Abwehrschlacht immer wieder einträten. Gewiß werde solches
Zurückgehen verlustreich sein, aber doch immer noch weniger, als wenn man
versuche, die Schlacht mit unzureichenden Kräften durchzukämpfen. Rot-
wendig sei daher, daß das Ausweichen vorher durchdacht und die Wotan-
Stellung beschleunigt ausgebaut werde. Mit den jetzt verfügbaren Arbeits-
kräften (22 000 Mann) würde sie erst in etwa drei Monaten beziehbar
sein; wenn aber die Oberste Heeresleitung zwei Divisionen zur Arbeit zur
Verfügung stelle, könne sie bis Mitte Mai fertig werden. Es handele sich
lediglich um eine Sicherheitsmaßnahme, es solle „nur die Möglichkeit
geschaffen werden, im Notfalle, wenn die Kräfte nicht reichen, auf einer
Kampffront ausweichen zu können. Es könnte ein Versäumnis bedeuten,
wenn man diese Möglichkeit nicht geschaffen hätte". Mit diesen Erwägungen
war General Ludendorff durchaus einverstanden. Den Gedanken des
Ausweichens noch vor dem englischen Angriff hatte er nicht mehr weiter ver-
folgt. Jetzt gab er am 31. März zwei Divisionen für Arbeiten an der Wotan- 31. Mär,.
Stellung frei.
Die Ober st e Heeresleitung rechnete in der Lagenbeurteilung
an diesem Tage, dem 31. März, damit, daß aus der ehemaligen Somme-
Front acht bis zehn englische Divisionen herausgezogen sein könnten. Ihr
Verbleib war unbekannt, ebenso der von acht weiteren Divisionen, die dort
als Reserven hinter der Front gestanden hatten. Mit entsprechender Ver-
stärkung an der Arras-Front war also zu rechnen. Vor den Vimy-Höhen
waren anscheinend bereits ein bis zwei Divisionen neu eingeschoben worden.
Die 6. Armee meldete: Sie erwarte nunmehr den Angriff auf der
ganzen Front von Loos bis St. Martin, also noch zwei Kilometer über
Weltkrieg. XII. Band.
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