Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

I. Die Oberste Heeresleitung vor den Frühjahrs- 
kämpfen. 
A. Grundgedanken der künftigen Kriegführung. 
Im Herbst 1916 war es Generalfeldmarschall von HindenburgWinter1916/17. 
und General Ludendorff gelungen, dank der Tüchtigkeit und dem 
Opfermut ihrer Truppen alle Anstürme der gewaltigen feindlichen Äber- 
macht abzuschlagen und darüber hinaus den neuen Gegner Rumänien durch 
rasche Schläge niederzuwerfen. Das war ein militärischer und moralischer 
Erfolg von größter Bedeutung, und doch genügte er nicht, die Gesamtlage der 
Mittelmächte zu ändern. Das von ihnen beherrschte Gebiet glich trotz unge- 
heurer räumlicher Ausdehnung nach wie vor einer belagerten Festung, die 
von der Außenwelt abgeschnitten war, während die Gegner bald gegen diese, 
bald gegen jene Front des Verteidigers anrannten. Mit Bestimmtheit wurde 
erwartet, daß ihre Heere nach kurzer, durch Erschöpfung und Winter be- 
dingter Ruhepause im Frühjahr 1917 ihre Angriffe und Durchbruchsversuche 
mit noch stärkeren Mitteln und noch größerer Wucht überall wiederaufnehmen 
würden. Es stand — wie der Generalfeldmarschall bereits im Oktober 1916 
dem Reichskanzler geschrieben hatte') — ein Kampf bevor, der „über Sein 
und Nichtsein des deutschen Volkes entscheiden wird. Wir werden nur dann 
nicht unterliegen, wenn wir alle — aber auch alle — Kräfte anspannen". 
Dementsprechend wurden die Vorbereitungen getroffen. 
Der Gedanke, durch eigenen Angriff zu Lande den Gegnern zuvor- 
zukommen, mußte zurücktreten. Crfatzlage, Munitionsfertigung, Pferde- 
bestand und vieles andere, aber auch Ausbildung und Schlagkraft der Truppen 
genügten dafür nicht. Die feindliche Übermacht war viel zu groß. Daher galt 
es, nach Möglichkeit haushälterisch zu wirtschaften, dem Feinde Verluste bei- 
zubringen, die eigene Kraft aber zu schonen und aufzusparen in der Hoffnung, 
das Verhältnis dadurch allmählich günstiger zu gestalten^). So hatte man 
in operativer Hinsicht einstweilen wenig Wahl und Möglichkeiten. Es 
ergab sich die Lage, daß das Heer die Abwehr der erwarteten neuen und ver- 
]) Bd. XI, S. 38 f. (ähnlich schon am 14. Sept. an Kr. Min., ebenda S. 42). 
-) Vgl. 6.57. 
Weltkrieg. XII. Band. 
I
	        
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