Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Neue Lage für die Westmächte. 
Ende Mär,. Hältnisse in Rußland nur in dem Entschluß bestärkt, alsbald mit allen Kräf- 
ten loszuschlagen; das hielt er auch für das beste Mittel, Nußland in seiner 
Not zu helfen. Denn in ihrer ganzen Bedeutung war zu dieser Zeit die 
revolutionäre Bewegung noch nicht erkannt; an vielen Stellen gab man sich 
der Hoffnung hin, daß ein neues, gestärktes Rußland aus ihr hervorgehen 
würde. Die diplomatischen Vertreter der Westmächte unterstützten die neue 
Regierung. Allein am 30. März gestand der Kriegsminister Gutschkow, daß 
deren Einfluß mehr und mehr abnähme, wenn ihm das Volk auch in seiner 
Maffe bereit schien, den Krieg fortzuführen. Aber schon die nächsten Tage 
zeigten, daß er über den Kampfwillen von Volk und Heer sich Täuschungen 
hingab. Der deutsche Angriff am Stochod') führte am 3. April zu schwerer 
örtlicher Niederlage, was — entgegen den Erwartungen mancher Kreise — 
ein weiteres Absinken der kämpferischen Stimmung zur Folge hatte. Obgleich 
das russische Heer jetzt über weit mehr Divisionen verfügte als je zuvor, war 
es infolge fehlender Ausrüstung sowie verzweifelter Verpflegungs- und 
Transportlage, wozu noch die Schneeschmelze trat, auf lange Zeit bewegungs¬ 
unfähig. 
Die Erschütterung des russischen Heeres wirkte auf die r u m ä n i s ch e 
Armee zurück; ihre Führung glaubte sogar, mit der Möglichkeit eines 
Äbertritts rumänischer Kräfte zu den Deutschen und dann mit einem rumä- 
nisch-deutschen Angriff rechnen zu müssen. Wenn die französische Militär- 
Mission diese Schwarzseherei auch bekämpfte, so mußte doch auch sie zugeben, 
daß Hunger und Entbehrungen sowohl bei den zurückgezogenen Armeeteilen 
wie unter den 300 000 geflüchteten Einwohnern zahllose Opfer forderten. 
So schienen die Mittelmächte an der gesamten Ostfront für absehbare 
Zeit entlastet. Ihre dort eingesetzten Kräfte waren offenbar nicht mehr in 
voller Stärke gebunden. Frei werdende Teile konnten an anderen Fronten 
auftreten. 
Z. Besorgnisse Italiens 
Beilage 2 a und Band XI, Skizze 26. 
Der Siegfried-Rückzug und die russische Revolution ließen der ita¬ 
lienischen Heeresleitung die Lage an ihrer Front noch gefährdeter als bisher 
erscheinen. Die Gegner hatten jetzt Kräfte frei, die sie gegen Italien ein- 
A>. März, setzen konnten. Am 20. März eröffnete General E a d o r n a der französischen 
Militärmission, daß die Dinge, die sich im Trentino vorbereiteten, ihm nicht 
mehr gestatteten, an eine Offensive im Isonzo-Gebiet zu denken'). Er müsse 
') Teil IX: „Der Krieg im Osten". 
-) Anschluß an S. 91 ff. 
3) Wer Versuche, zum Frieden mit Österreich-Ungarn zu kommen, vgl. S. 171.
	        
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