Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg. 
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Oberst Houfe als Ergebnis eines neuen Meinungsaustausches mit Sir 
Edward Grey eine Denkschrift vom 22. Februar vor, die besagte: Präsident 
Wilson solle eine Konferenz einberufen, sobald England und Frankreich den 
Augenblick für günstig hielten; falls Deutschland dann die ihm zu stellenden 
Bedingungen nicht annähme, würden die Vereinigten Staaten an 
der Seite der Entente zur Erzwingung des Friedens 
in den Krieg gegen Deutschland eintreten. Diesen Plan 
schwächte Wilson nur darin ab, daß er das Wort „wahrscheinlich" für 
Amerikas Eintritt in den Krieg einfügte. 
Die Versenkung des französischen Dampfers „Sussex" am 24. März') Frühjahr ww. 
führte zu neuer schwerer Krise. Wilson drohte mit Abbruch der diplo- 
matischen Beziehungen, bis die deutsche Regierung am 4. Mai mitteilte, daß 
sie den Unterseekrieg künftig nach den Regeln des Kreuzerkrieges führen 
werde. 
Die Gefahr, daß England durch den Unterseekrieg zum Erliegen ge- 
bracht werde, schien damit ausgeschaltet. Es war im übrigen die Zeit, da 
der deutsche Angriff auf Verdun bereits erlahmt war, die große englisch-sran- 
zösische Offensive an der Somme und die der Russen im Osten dicht bevor¬ 
standen. Die Entente hoffte auf Sieg aus eigener Kraft. Präsident Wilson 
ließ England einen neuen Vorschlag wegen Errichtung einer Liga der 
Rationen und Herbeiführung einer Friedenskonferenz machen. Aber Sir 
Edward Grey wich aus: Die Zeit sei noch nicht gekommen; eine von den 
Vereinigten Staaten herbeigeführte Konferenz ohne vorherige Festlegung 
der Friedensbedingungen würde als Versuch einer Lösung zugunsten Deutsch- 
lands ausgelegt werden. Diese englische Absage wirkte in Amerika ver- 
stimmend. Am 27. Mai verkündete Präsident Wilson der Welt: Die Ver- 
einigten Staaten wollten nichts weiter als den Frieden herbeiführen und ihn 
in Zukunft gesichert wissen. Sie schlügen eine Vereinigung aller Nationen 
zur Aufrechterhaltung der Freiheit der Meere und zur Verhinderung künftiger 
Kriege vor. Cr selber sei bereit, einen solchen Frieden zu vermitteln. Eng- 
land antwortete mit einer schroffen Absage und warnte vor vorzeitiger Ein- 
Mischung, die als Begünstigung Deutschlands angesehen werden müßte. 
In dieser Zeit führten Unruhen in M e x i k o, bei denen Aufständische 
auch das Gebiet der Vereinigten Staaten betraten, zur Versammlung von 
Teilen der insgesamt rund 80 000 Mann starken „Regulären Armee" unter 
General Perfhing an der mexikanischen Grenze. Vorbereitungen für weitere 
militärische Maßnahmen wurden getroffen. Im Zusammenhang hiermit, aber . 
auch, um auf jeden Fall vorbereitet zu sein für ein über kurz oder lang vielleicht 
') Vd. X,S. 305. 
Weltkrieg. XII. Band. 
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