Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Neue Lage für die Westmächte. 
setsft 1915. sprüche der Mittelmächte gegen den Handel mit Kriegsmaterial hatte er da¬ 
gegen als unberechtigt zurückgewiesen. Damit entwickelten sich die Vereinig¬ 
ten Staaten zum Großversorger der Entente mit Kriegsbedürfnissen aller 
Art. Cs wuchs eine riesenhafte Industrie empor, die fähig war, höchste An- 
forderungen der Kriegführenden zu befriedigen^), und es ergaben sich allmäh- 
lich so innige wirtschaftliche und finanzielle Verflechtungen, daß auch auf 
politischem Gebiet die Entschlußfreiheit der amerikanischen Regierung ernst- 
lich in Frage gestellt war. 
Je mehr die amerikanischen Kriegslieferungen für die Entente an¬ 
schwollen, um so stärker wuchs der Unwille des zahlenmäßig allerdings nur 
schwachen deutsch-amerikanischen Vevölkerungsteiles und machte sich in Ab- 
wehrmaßnahmen propagandistischer und materieller Art Luft. Die daraus 
sich ergebenden Reibungen, von der feindlichen Propaganda außerordentlich 
aufgebauscht, verschärften die Lage, so schon im Herbst 1914 die Aufdeckung 
eines Sabotageversuchs gegen den Welland-Kanal, der die großen Binnen¬ 
seen verbindet, aber auf kanadischem, nicht auf Staaten-Gebiet liegt, weiter¬ 
hin alle Störungen, die in den Materiallieferungen an die Entente auftraten 
und stets „deutschen Agenten" zugeschrieben wurden. Zu den unerlaubten 
Störungen rechnete man sogar den in großem Maßstabe für deutsche Rech¬ 
nung betriebenen Aufkauf von Kriegsmaterial und das Herausziehen von 
Arbeitern deutscher und öfterreichifch-ungarischer Staatsangehörigkeit aus 
den Rüstungsbetrieben und nötigte im Zusammenhang mit allen diesen Vor¬ 
gängen bereits im Dezember 1915 den deutschen Militär- wie den Marine- 
Attache zum Verlasien des Landes^). 
Anfang isi«. Am 18. Januar 1916 machte der Präsident den Vorschlag, einerseits die 
Handelsschiffe zu entwaffnen, andererseits den Unterseekrieg als Kreuzerkrieg 
zu führen. Diese Lösung lehnte die Entente ab. Als dann aber Deutschland 
im Zusammenhang mit der im Westen geplanten Entscheidungsoffensive am 
11. Februar mitteilen ließ, daß es vom 1. März an bewaffnete Handelsschiffe 
als Kriegsfahrzeuge ansehen und ohne Warnung versenken werdet, legte 
1) 0.162. 
2) Der nach dem Kriege zur Untersuchung der Sabotagefälle eingesetzte Senats- 
ausschuß hat festgestellt, daß bei fast tausend untersuchten Fällen nur bei ganz wenigen 
die Mitwirkung Reichsdeutscher nachgewiesen werden konnte. Aber — so schrieb der 
damalige Militär-Attachs, jetzige Botschafter von Papen im Jan. 1939 — „auch diese 
hatten ohne amtlichen Auftrag oder doch in Überschreitung der ihnen gegebenen In- 
struktionen gehandelt. Denn seitens der O. H. L. war ausdrücklich jede Tätigkeit unter- 
sagt worden, die auf amerikanischem Boden gegen die Gesetze des Landes verstoßen 
und als unneutraler Akt hätte gekennzeichnet werden können". 
») Bd. X, S. 291.
	        
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