Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Neue Lage für die Westmächte. 
Herbstes. Erklärung bei dem geringsten Zwischenfall auch für die Staaten ernsteste 
Folgen entstehen konnten, versuchte er, die erwachsenden Spannungen zu 
mildern, indem er am 20.Februar England wie Deutschland vorschlug, den 
Gebrauch von Minen und Unterseebooten sowie den Mißbrauch neutraler 
Flaggen einzuschränken und die Lebensmittelzufuhr nach Deutschland unter 
amerikanischer Aufsicht zuzulassen. Dieser Vorschlag scheiterte — wie vor- 
auszusehen war — an der Weigerung Englands'). 
Nachdem bereits die Versenkung der „Falaba" am 28. März, bei der 
ein Amerikaner ertrank, sowie zwei weitere Zwischenfälle, bei denen eben- 
falls Amerikaner ums Leben kamen, erhebliche Erregung und Debatten 
darüber hervorgerufen hatten, ob „volle Verantwortlichkeit" hier gegeben 
wäre, führte am 7. Mai die Versenkung der „L u s i t a n i a" mit einem Ver- 
lust von 124 Amerikanern zu folgenschwerer Krise"). Am 13. Mai wurde die 
erste Lusitania-Note abgesandt. Sie stritt die Rechtmäßigkeit des Untersee- 
krieges grundsätzlich ab und verlangte Garantien dafür, daß solche Vorfälle 
sich nicht mehr ereignen könnten, ferner Eingeständnis der Ungesetzmäßigkeit 
des Handelns, Übernahme der vollen Verantwortung und Schadenersatz. Als 
daraufhin am 29. Mai Deutschland sein Bedauern aussprach und Schaden- 
ersatz anbot, die übrigen amerikanischen Forderungen aber ablehnte, kam es 
zu so ernsten Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Präsidenten und dem 
zum Einlenken geneigten Staatssekretär Vryan, daß dieser zurücktrat. Nach- 
folger wurde L a n s i n g , der den Standpunkt verfocht, daß die Vereinigten 
Staaten je eher desto besser an der Seite der Entente in den Krieg eintreten 
sollten. So weit ging Präsident Wilson allerdings nicht, denn die aktive 
Teilnahme am Kriege wünschte er feinem Lande nach wie vor zu ersparen. 
Cr lehnte es ab, den Lusitania-Fall als Kriegsgrund anzusehen, wies aber 
ebenso bestimmt alle Vorschläge zurück, die die Reisen von Amerikanern auf 
Schiffen der kriegführenden Mächte fowie die Verschiffung von Waffen und 
Munition auf Passagierschiffen verhindern wollten. In der am 9. Juni ab- 
gesandten zweiten Lusitania-Note bestand er auf seinen Forderungen. Als 
dann Deutschland am 8. Juli Sicherheit für besonders gekennzeichnete 
Passagierschiffe anbot, wenn Gewißheit gegeben würde, daß sie keine Konter¬ 
bande führten, gestand der Präsident zu, daß Unterseeboote nach den Regeln 
des Kreuzerkrieges Handelskrieg führen dürften. Das aber war eine Ve- 
stimmung, die die wirksamste Verwendung der neuen Waffe ausdrücklich 
ausschloß. 
Am 19. August kamen bei Versenkung der „Arabie" abermals Ameri¬ 
kaner ums Leben. Da die Versenkung den gegebenen Befehlen nicht ent¬ 
Vd. VIII, S. 17. 
2) Ebenda.
	        
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