Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

IV. Neue Lage für die Westmächte. 
A.Veränderte Gesamtlage. 
J. Der Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika 
in den Rrieg^). 
Herbst Igl». Der Präsident der Vereinigten Staaten WoodrowWilson war 
ebenso wie wesentliche, und zwar politisch und wirtschaftlich führende Schich- 
ten ihrer Bevölkerung durch gleiche Kultur und gleiche Sprache, verwandtes 
Vlut und gleichgerichtete politische Denkweise England enger verbunden als 
irgendeinem anderen Lande. Daneben herrschte in den Staaten eine tief- 
wurzelnde Vorliebe für Frankreich, Über die Verhältnisse in Europa war 
man fast ausschließlich durch die englische Presse unterrichtet. Präsident 
Wilson selber schwebte der Gedanke eines künftigen Bundes aller Nationen 
der Erde vor, der Kriege verhindern, in dem aber auch sein Land eine 
führende Rolle spielen sollte. Aus dieser Einstellung heraus war im August 
1914 sein nächstes Streben darauf gerichtet, daß der Krieg in Europa mög- 
lichst rasch zum Abschluß komme, daß Amerika nicht in ihn verwickelt werde, 
aber auch, daß möglichst er selber als Friedensstifter und Schiedsrichter auf- 
treten könne. Dabei kam allerdings ein Friede zum Nachteil der Westmächte 
für ihn nicht in Frage. Der Neutralitätserklärung vom 4. August 
1914 schloß er die Mahnung an, im Geiste und im Handeln strikte Neu- 
tralität zu wahren. Im übrigen bot er den Kriegführenden seine Vermittlung 
an, die zu dieser Zeit aber bei keiner Partei auf Annahme rechnen konnte. 
Anfang September, als Deutschland im Osten wie im Westen siegreich war 
und sein Botschafter Graf Vernstorff erklärte, daß es Amerikas Vermittlung 
annehmen würde, billigte Wilson einen neuen Versuch des Staatssekretärs 
Vryan, begegnete jedoch bei der Entente völliger Ablehnung. 
Landwirtschaft, Industrie und Handel der Vereinigten Staaten, die bei 
Kriegsbeginn unter einer schweren Depression litten, hatten inzwischen be- 
gierig die Möglichkeiten aufgegriffen, die das außerordentliche Waren- 
bedürfnis der Kriegführenden bot. Die Regierung legte ihre Reutralitäts- 
erklärung dahin aus, daß der freie Handel mit den Kriegführenden nicht auf¬ 
i) Vd. VIII, 6.15 ff., 605; Bd. IX, S. 493; Bd.X, S. 15, 21 f., 305 ff.; Bd. XI, 
S. 443 ff, 454, 457, 461, 464, 470 ff.
	        
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