Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

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Die Angriffspläne der Entente bis Mitte März. 
Unterdessen mehrten sich die Anzeichen dafür, daß der Gegner seine 
vorderen Stellungen im alten Somme-Kampfgebiet aufgeben, vielleicht sogar 
auf die weiter rückwärts bereits im Vau erkannte „Hindenburg-Linie" aus- 
weichen werde'). Das konnte möglicherweise erhebliche Änderungen am bis- 
herigen Operationsplan nötig machen. Schon mit dem beginnenden Aus- 
weichen des Gegners verschob sich nach der Auffassung des Feld- 
Marschalls Haig die Lage, während General N i v e l l e am bisherigen 
Plane so lange wie möglich festzuhalten gewillt war, denn mit dem Abgehen 
von ihm wurde auch die unmittelbare Mitwirkung der Engländer und 
schließlich der soeben geschaffene einheitliche Oberbefehl mehr oder weniger 
27. Februar, in Frage gestellt. Am 27. Februar, dem Tage nach der Konferenz von Calais, 
teilte er Feldmarschall Haig mit, daß der Angriffsplan trotz des deutschen 
Ausweichens bestehen bleibe; das Angriffsziel der Engländer sei Cambrai, 
und ihr Angriff solle am 8. April beginnen. Er drängte auf unverzügliche 
Meldung über die englischerfeits getroffenen Anordnungen und erklärte, daß 
in der Frage der Transportmittel Frankreich nicht über die in der Konferenz 
gemachten Zugeständnisse hinausgehen könne, denn England forderte für sein 
Heer weit mehr Material, als dem doppelt so starken französischen Heere zur 
Verfügung stand'). Schließlich aber verlangte General Rivelle beschleunigte 
Aufstellung einer englischen Verbindungsmission bei der französischen Heeres- 
leitung, zu deren Führer er sich General Wilson wünschte. 
4. bis Feldmarschall Haig war nicht bereit, diese Entscheidungen und For- 
,o.Mär,. Hungen ohne weiteres hinzunehmen, auch fühlte er sich durch den wenig 
rücksichtsvollen Ton der Weisung verletzt. In seiner Antwort vom 4. März 
vertrat er den Standpunkt, daß nach einem etwaigen Rückzug der Deutschen 
für das englische Heer nur noch der Angriff der 3. und 1. Armee beiderseits 
der Scarpe in Frage komme und daß somit Cambrai kaum das richtige Ziel 
sei. Cr bedauerte die französische Entscheidung in der Transportmittelfrage, 
zweifelte an der rechtzeitigen Beendigung der Angriffsvorbereitungen und 
ließ feine Abneigung gegen die englisch-französische Verbindungsmission 
durchblicken, von der er mit Recht eine Gefährdung seiner Führerselbständig- 
keit befürchtete, zumal da er in General Wilson einen Vertrauensmann des 
Premierministers erblickte'). 
Dem Schreiben war die Abschrift einer an General Robertson ge- 
richteten Denkschrift vom 2.März beigefügt, in der Feldmarschall 
Haig seine Auffassung noch schärfer zum Ausdruck brachte. Es hieß darin, daß 
i) Näheres S. 114 ff. 
°) Franz. amtl. Werk, Bd. V, 1, S. 414, Anm. 2. 
') Gen. Wilson war schon 1914/15 der franz. Heeresleitung zugeteilt, dann Kom. 
General und zuletzt nach Petersburg entsandt gewesen (S. 9S).
	        
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