Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Gesamtlage beim Jahreswechsel. 
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zu Minister Doumergue: „Alle Sprungfedern des Regierungsmechanismus, 
das ganze Räderwerk der Verwaltung geht Stück für Stück aus dem Leim. 
Die klarsten Köpfe sind sich darüber einig, daß Rußland dem Abgrunde zu- 
wankt. Wir müssen uns eilen." Minister Doumergue benutzte zwei 
Audienzen beim Zaren, um den französischen Standpunkt schnellen und 
kräftigen Handelns darzulegen. Dabei gelang es ihm, das schriftliche Ein- 
Verständnis der russischen Regierung zu Frankreichs Kriegsziel, der Crwer- 
bung Elsaß-Lothringens und des linken Rheinufers, zu gewinnen. 
Einige der Konferenzteilnehmer benutzten die Gelegenheit, sich im Lande 
umzusehen. General de Castelnau reiste vom 9. bis 15. Februar nach dem 
rumänischen Kriegsschauplatz und gewann dort allerdings die Überzeugung, 
daß es unmöglich sei, im Monat März mehr als ganz unbedeutende An- 
griffe durchzuführen; vor allem aber gewann er Klarheit über den kläglichen 
Zustand des Eisenbahn- und Wegenetzes. Nach Rücksprache mit General 
Verthelot, dem Chef der französischen Militärmission bei der rumänischen 
Armee, meldete er, daß letztere nicht vor dem 13. Mai reorganisiert sein 
würde, und daß dann der größte Teil der 232 Instruktionsoffiziere zurück- 
gezogen werden könne. 
Die bereits aus der Konferenz von Rom in Aussicht genommene 
häufigere Fühlungnahme der leitenden Minister zwecks Vereinheitlichung 
und Beschleunigung notwendiger Entschlüsse fand allgemeine Zustimmung. 
Im übrigen wurden aber die Ergebnisse der jetzigen Konferenz von allen Teil- 
nehmern als unbefriedigend empfunden. Was sie in Rußland gesehen hatten, 
hatte sie tief niedergedrückt. Lord Milner glaubte nicht mehr an eine Nieder- 
läge Deutschlands im Felde und war bereit, den Friedensschluß ins Auge 
zu fassen. General de Castelnau wies in seinem Schlußbericht an den fran- 
zöstschen Kriegsminister am 9. März darauf hin, daß der Zar sowohl wie 
auch General Gurko für 1917 die größten dem Lande noch möglichen An- 
strengungen zugesagt hätten. Immerhin gäbe es einflußreiche Persönlich- 
keiten, die angesichts der gewaltigen Verluste und des Mangels an Kriegs- 
Material für einen Aufschub der großen Operationen stimmten. Es sei auch 
nicht zu verkennen, daß die russische Heeresleitung nicht gänzlich gegen den 
Strom der öffentlichen Meinung schwimmen könne, die eine erfolglose und 
verlustreiche Offensive nicht verstehen würde. So müsse man sich damit ab- 
finden, daß bei aller Tapferkeit das russische Heer zwar imstande sei, die ihm 
gegenüberstehenden Kräfte zu binden, nicht aber entscheidende Schläge zu 
führen. 
Als General de Castelnau dies berichtete, kündeten Meutereien in 
Petersburg auch bereits den Beginn der russischen Revolution an. 
Weltkrieg. Xll. Band. 7
	        
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