Die Kämpfe an der Westfront. — Stimme.
15.September. Gleichzeitig vorgetragene starke französische Angriffe, die mit
ihrem Schwerpunkt anscheinend über die Linie Combles—Rancourt gegen
die linke Flanke der Gruppe Kirchbach zielten, konnten nach erbitterten
Nahkämpfen von Teilen der 54. (württembergischen) und 24. (sächsischen)
Reserve-Division abgewiesen werden. Weiter südwärts erwehrten sich die
25.und 13. Infanterie-Division mit Erfolg des Gegners; mittags über-
nahm hier General der Infanterie von Schenck (Generalkommando des
XVIII. Armeekorps) die bisherige Gruppe Ehrenthal.
Recht beträchtlich waren dagegen die Erfolge der Franzosen südlich
der Somme, wo sie trotz aufopfernder Gegenwehr der deutschen Verteidiger
vielerorts in die Abschnitte der 10. Ersatz-, 11. Infanterie- und 46. Reserve-
Division bei Verny en Santerre, Deniscourt und Vermandovillers ein-
drangen. Der Kampf wogte hin und her. Die 58. (sächsische) Infanterie-
Division der Gruppe Quast konnte ihre Stellung bei Barleux im wesent-
lichen behaupten.
Der 15. September war ein selbst für Somme-Verhältnisse ungewöhn-
lich heißer Kampftag gewesen. Die Verluste auf beiden Seiten waren
schwer; die feindlichen Heeresberichte meldeten 6000 bis 7000Gefangene.
General Haig hatte von dieser Gewaltanstrengung Durchbruch und
und entscheidenden Sieg erwartet'). Seine Hoffnungen hatten sich nicht
erfüllt. Denn tatsächlich hatten die britischen Angreifer in die deutsche
Abwehrfront nur in etwa zwölf Kilometer Breite und bis zu zwei Kilo-
meter Tiefe einbrechen können. Die Erfolge der Franzosen waren noch
geringfügiger. Das Scheitern dieses feindlichen Großangriffes lag ins-
besondere an dem unerwartet zähen Widerstande im Foureaux-Walde und
nördlich von Combles. Die auf die Mitwirkung der Tanks gesetzten
großen Hoffnungen waren nur zu geringem Teil in Erfüllung gegangen^),
wenn auch das neue Kampfmittel wesentlich zu dem Erfolge der britischen
Truppen beigetragen hatte. Von 36 Tanks, die die Sturmausgangs-
stellung erreichten, war doch nur etwa der vierte Teil weit genug über die
erste deutsche Linie durchgestoßen, um sich an der Einnahme von Stütz-
punkten beteiligen zu können. Wo die Tanks allerdings deutsche Stellungen
unter Feuer nehmen konnten, brach der örtliche Widerstand rasch zusammen').
1) Nach Angaben der Historical Section.
2) Nach Angaben der Historical Section lag das Versagen von rund 80 v. H.
der für den Angriff bestimmten Kampfwagen in erster Linie daran, daß diese ersten
Tanks zu groß, zu langsam und zu unbehilflich, insbesondere in bezug auf ihre
Steuerung, waren, dann aber auch an der überhasteten Ausbildung ihrer Besatzungen
und der mangelhaften Kenntnis ihrer Verwendungsmöglichkeiten seitens der höheren
Stäbe.