Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Verlust von Ginchy und Bouchavesnes. 
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zur Somme sicher zu rechnen sei, wobei der Schwerpunkt voraussichtlich 
zwischen Ginchy und Peronne liegen würde. Dorthin wirkte das gegnerische 
Feuer am fühlbarsten, dort war die erste deutsche Stellung noch am wenig- 
sten nach der Tiefe ausgebaut. Auch die Möglichkeit der Ausdehnung des 
französischen Angriffsfeldes gegenüber der 2. Armee nach Norden bis 
Viaches, nach Süden bis zur Straße Amiens—Roye wurde in Betracht 
gezogen. 
Diese Beurteilung der Lage traf im wesentlichen das Richtige. Der 
Schwerpunkt der britisch-französischen Durchbruchsoffensive lag ausgesprochen Se,>tero6er' 
nördlich der Somme. Die Engländer hatten zwischen Beaumont- 
Kamel und Combles etwa 14, die Franzosen zwischen Combles und 
der Somme sechs Infanterie-Divisionen eingesetzt. Beiden gegenüber 
standen durchschnittlich nur zehn deutsche Infanterie-Divisionen in vorderer 
Linie. Am 10. September beabsichtigten die Franzosen, als Einleitung des 
großen neuen Angriffs zwischen Combles und der Somme vorzugehen. 
Wegen schlechten Wetters wurde die Ausführung bis zum 12. verschoben. 
An diesem Tage griffen sie nach stundenlangem, sehr heftigem Artillerie- 
feuer die Gruppe Chrenthal.(54. swürttembergische] und 53. [sächsische] 
Reserve- sowie 13. Infanterie-Division) an, stießen bis über die große 
Straße Psronne—Bapaume vor und nahmen der 53. Reserve-Division 
Bouchavesnes. Ein großer Erfolg schien ihnen nach diesem tiefen Einbruch 
zu winken. Das französische Große Hauptquartier erhielt durch einen 
zur 6. Armee entsandten Verbindungsoffizier die Meldung, daß „eine unge- 
heuere Begeisterung die Truppe beseele""). Man glaubte, der Durchbruch 
sei gelungen. Aber die Reserven der Gruppe Ehrenthal vermochten die 
äußerst bedrohliche Lage zu meistern. Eingebrachte Gefangene waren der 
Ansicht, das deutsche Sperrfeuer fei ebenso wie am 4. September zu spät 
eröffnet worden, es hätte zu weit ab von der deutschen Stellung gelegen 
und deshalb die ersten Angriffswellen gar nicht gefaßt. Die deutsche Infan- 
terie sei vielfach in ihren Unterständen überrumpelt worden. Die zweite 
deutsche Linie wäre zu schwach besetzt gewesen und deshalb leicht genommen 
worden. 
Die vorderste deutsche Linie verlief nach den hin- und herwogenden 
Kämpfen am Abend des 12. September in der ungefähren Linie Combles— 
Priez-Ferme—Ostrand von Bouchavesnes—Westrand von Feuillaueourt. 
Weitere Versuche der Gegner am 13. September, aus der Linie Ginchy— 
Bouchavesnes heraus die Erfolge des Vortages zu erweitern, mißlangen 
angesichts des zähen Widerstandes der 185. Infanterie- und 54. Reserve- 
Division unter schweren Verlusten. Aber auch zwei deutsche Gegenangriffe 
J) Palat, „La Grande Guerre sur le Front Occidental", Vd. XI, 6.194. 
Weltkrieg. XI. Band. 5
	        
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