Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die neue Oberste Heeresleitung. 
z«.September. Der Reichskanzler versprach sich, wie er in seinem Antwort- 
schreiben vom 30. September ausführte^), von den vorgeschlagenen Maß- 
nahmen nicht den beabsichtigten Erfolg, weder für Besserung der mili- 
tärischen Ersatzlage noch für Vermehrung der kriegswirtschaftlichen Arbeits- 
kräfte. Schon die hohen Löhne hätten die „brauchbaren Leute.. nahezu 
ausnahmslos dazu bestimmt ..., in die eigentliche Kriegsindustrie über- 
zutreten". Das gelte „ganz besonders für diejenigen Arbeiter, deren 
Arbeitskraft wegen der durch Materialmangel gebotenen Betriebsein- 
schränkung gewisser Industriezweige in ihren bisherigen Stellen nicht mehr 
in vollem Umfange ausgenutzt werden konnte". Von einschneidenden gesetz- 
lichen Zwangsmaßnahmen seien nennenswerte Ergebnisse nicht zu erwarten, 
vielmehr zu befürchten, daß solche Maßnahmen, die auf Aufhebung der 
Freiwilligkeit der Arbeitsleistung und der Vertragsfreiheit hinausliefen, 
zumal bei den immer schwieriger werdenden Ernähmngsverhältnissen die 
bisherige gesunde Anpassung von Volk und Wirtschaft an die Anforde- 
rungen des Krieges und der Kriegswirtschaft empfindlich stören und den 
ganzen Aufbau unserer Wirtschaft ins Wanken bringen würden. Nur 
insoweit kam der Reichskanzler den Forderungen der Obersten Heeres- 
leitung entgegen, daß er sich zur Besserung der militärischen Ersatzlage 
mit früherer Einberufung der noch nicht eingezogenen wehrpflichtigen 
Iugendjahrgänge, d. h. der 17- und 18jährigen, sowie „äußerstenfalls" mit 
Ausdehnung der Wehrpflicht bis zum 5». Lebensjahre einverstanden erklärte, 
während er zur Abhilfe des Arbeitermangels in der Kriegswirtschaft Ein- 
schränkung der öffentlichen und privaten Bautätigkeit sowie planmäßige 
Ausbildung und Heranziehung von Kriegsbeschädigten zu kriegswirtschast- 
licher Beschäftigung in Aussicht stellte. Einen Arbeitszwang für Frauen 
hielt er für überflüssig und schädlich, zumal da das Angebot an weiblichen 
Arbeitskräften die Nachfrage bisher beträchtlich überstieg. 
Schwerste Bedenken hatte der Reichskanzler auch gegen völlige Still- 
legung aller „nicht unmittelbar oder mittelbar für Kriegszwecke arbeitenden 
Betriebe" und gegen zwangsweise Verpflanzung der frei werdenden Arbeits- 
kräfte in die Kriegswirtschaft. Eine solche Maßnahme „müßte für 
Gegenwart und Zukunft unseres Volkes die allerschwersten Bedenken wach- 
rufen. Wir würden in unserem wirtschaftlichen Körper, dessen Atmen und 
Arbeiten nicht restlos durch obrigkeitliche Anordnungen ersetzt werden 
kann, eine geradezu lebensgefährliche Störung hervorrufen; wir würden — 
was auch nicht übersehen werden darf — die Zuversicht der Bevölkerung, 
die wir zum Siegen brauchen, einer kaum tragbaren Belastung unterwerfen; 
wir würden schließlich die ohnehin stark gelichteten Kaders völlig vernichten, 
>) Voller Wortlaut bei Ludendorff: „Urkunden", S. 70 ff.
	        
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