Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Westfront: Frage des Ausweichens in die Siegfried-Stellung, 5] l 
gegeben, die aus der Front heraus, zunächst von der Gruppe N der 1. Armee, 
vor allem hinsichtlich der Möglichkeit des Stellungsausbaus und der Kampf- 
fähigkeit der Truppen vorgebracht worden waren'). Ein vom Oberkommando 
der Heeresgruppe zur Gruppe B entsandter Offizier entwarf auch vom 
Zustande der Stellungen dieser Gruppe eine schlimme Schilderung. Aus ihr 
„ging deutlich hervor, daß wir bis zum Frühjahr an dem Knie beiderseits 
der Ancre keine den Anforderungen bis dahin zu erwartenden ernstlichen 
Kampfes entsprechende Stellungen oder wenigstens keine solche von ge¬ 
nügender Tiefengliederung besitzen werden. Die nutzlose Arbeit und die 
mit ihr verbundenen großen Anstrengungen und nicht unerheblichen Ver- 
luste werden physische wie moralische Spannkraft der dort eingesetzten 
Truppen sicher derart herabsetzen, daß Grund zu ernsten Besorgnissen besteht. 
Dies führt auf den Gedanken, ob es sich überhaupt empfiehlt, wie zuletzt 
beabsichtigt, unter Preisgabe der vorderen Stellungen am Ancre-Knie in die 
Ri-Stellung^) zurückzugehen, und ob es nicht besser ist, gleich die Siegfried- 
Stellung in ihrer ganzen Ausdehnung zu beziehen, um so den Truppen 
Gelegenheit zur Ausbildung und Erholung zu geben und zugleich größere 
Heeresreserven zu gewinnen"^). 
So legte denn die Heeresgruppe am 28. Januar der Obersten 2«. zanuar. 
Heeresleitung eine Denkschrift vor über: 
„Ausnutzung der großen rückwärtigen Stellungen 
im Frühjahr 1917." Mit Nachdruck wurde auf „den schlechten Zu- 
stand der Stellungen besonders bei der 6. und I.Armee hingewiesen und 
auf die Einbuße, die der Geist der Truppe durch die starre Defensive auf 
der ganzen Westfront" erleiden müsse. Die Truppe werde verbraucht, und 
es sei sehr fraglich, ob sie noch imstande sei, solche Abwehrschlachten wie 
an der Somme 1916 zu bestehen. Das Abschneiden vorspringender Ecken 
schaffe keine wesentliche Erleichterung. Weit mehr könne durch einen Rück- 
zug in die Siegfried- oder die Siegfried-Wotan-Stellung erreicht werden. 
Hierzu schrieb Gen. von Kühl im Aug. 1337: „Ausschlaggebend für mich war 
Besprechung zwischen General Fuchs (Komm. Gen. der Gruppe N der 1. Armee) und 
mir am 19. Januar in Cambrai, der eingehend und überzeugend alle Gründe für den 
Rückzug in die Siegfried-Stellung entwickelte. Ich bat ihn, dies schriftlich einzu¬ 
reichen. Das tat er in einem persönlichen Schreiben vom 20. an mich." 
Gen. Feldm. Kronprinz Rupprecht berichtet in: „Mein Kriegstagebuch, heraus- 
gegeben von Eugen von Frauenholtz", Vd. II, S, 88, außerdem auch über Anregungen 
von anderen Generalen, die sich ihm gegenüber in demselben Sinne ausgesprochen 
hätten. 
2) Erste rückwärtige Stellung, nur wenige Kilometer hinter der vorderen Linie, 
streckenweise sogar mit dieser zusammenfallend. 
8) Kronpr. Rupprecht, a. a. O., S. 88 f., Eintragung vom 25.Jan. 1917.
	        
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