Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Besprechungen des Generals Ludendorff an der Westfront. 
509 
wesenden Generalstabschefs volle Klarheit über die nächsten Absichten und 
die großen Schwierigkeiten der Lage gab, ihnen aber auch zeigte, wie von 
feiten der Obersten Heeresleitung alles geschah, um diese zu meistern. Bei 
einem Gespräch unter vier Augen, das General Ludendorff unmittelbar vor 
der Weiterfahrt mit General von Kühl im Eisenbahnwagen hattet, wies 
er nochmals auf den Ernst der Lage hin: Wir könnten keine Offensive 
machen, so schwer das auch falle. Wenn wir die Angriffe abschlügen, so 
hoffte er, „kämen wir doch im Sommer zu Ende". Bei Verdun werde man 
wahrscheinlich in die alte Ausgangsstellung zurückgehen müssen. 
Am 18. Januar fanden Besprechungen im Vereich der Heeres- 
gruppe Deutscher Kronprinz bei der 3. Armee in Vouziers 
und bei der Heeresgruppe selbst in Stenay statt. Für das weitere Ver- 
halten vor Verdun fiel an diesem Tage in Übereinstimmung mit den 
Vorschlägen der Heeresgruppe die Entscheidung dahin, daß auf den Angriff 
der 5. Armee zur Wiedernahme verlorenen Geländes zu verzichten und die 
Front östlich der Maas in beschränktem Umfange zurückzunehmen sei"). Am 
19. Januar folgten Besprechungen bei den Armee-Abteilungen Ain 
St. Avold und B in Colmar. 
c) Der Entschluß zum Ausweichen in die Siegfried-Stellung. 
General Ludendorff hatte die Reise angetreten in der klaren 
Erkenntnis, daß der Feldzug im Westen 1917 in der Abwehr geführt 
werden müsse. Cr hatte diese Auffassung in jeder Hinsicht bestätigt gefunden. 
Der Gedanke an Zurücknehmen der Kampffront im Sinne 
eines großen strategischen Rückzuges auf die Siegfried-Stellung 
oder eine andere rückwärtige Stellung lag in der Luft. In einer Aufzeich- 
nung vom 21. Januar: „Gesamteindruck der Westreise", die auch General 
Ludendorff vorgelegen hat, wurden die Vorteile des Zurückgehens im 
großen aus den Wasserstellungen der 6. Armee, aus den Somme-Trichtern 
und dem Verdun-Gelände klar geschildert. Der Entschluß hierzu stand aber 
für die Oberste Heeresleitung noch nicht zur Erwägung. Ausweichen war 
nur für den Fall zwingender Notwendigkeit geplant). Doch hatte man 
i) Tagebuchaufzeichnung des Gen. von Kühl. — 2) Näheres S. 182 f. — 3) Gen. 
Feldm. Kronprinz Rupprecht von Bayern teilte hierzu im Juli 1937 auf Grund des 
Manuskriptes zu seinem „Tagebuch" (S. 511, Anm. 1) mit, Gen. Ludendorff habe ge- 
legentlich seiner Anwesenheit in Cambrai eine von ihm (dem Kronprinzen) angeregte 
Kürzung der Stellungen durch Zurückgehen abgelehnt, denn das bringe keinen Gewinn; 
die Kürzung komme ebenso dem Gegner zugute. Demgegenüber habe er selber (der 
Kronprinz) darauf hingewiesen, daß doch das Verhältnis der herausgezogenen 
Reserven ein für uns proportionell günstigeres werde, auch müsse der Gegner einen 
neuen Artillerieaufmarsch machen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.